23/2025 | Simone Emmerichs | Bevölkerung, Volkswirtschaft

35 Jahre Deutsche Einheit

Rheinland Pfalz im vereinten Deutschland

29. September 2025

Lesezeit ca. 9 Minuten
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Simone Emmerichs
Diplom-Betriebswirtin (FH)
Referat „Kommunikation“
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Im Jahr 2025 feiert Deutschland das 35-jährige Jubiläum der Deutschen Einheit: Am 3. Oktober 1990 trat der Einigungsvertrag in Kraft, der die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen für den Zusammenschluss von Bundesrepublik und DDR schuf. Seitdem haben sich Bundesländer im Osten und Westen Deutschlands in vielen Bereichen angenähert und zusammengefunden, dennoch gibt es nach wie vor Unterschiede. Wie verlief die Entwicklung in Rheinland-Pfalz? Welche Position nimmt unser Land in der Reihe der 16 Bundesländer ein?

Statistischer Blick auf 35 Jahre Einheit

Die Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Veränderungen mit sich gebracht. Es gibt sowohl Bereiche, in denen sich die beiden ehemals getrennten Teile des Landes weitgehend angenähert haben, als auch solche, in denen die Unterschiede weiterhin deutlich sind. Die amtliche Statistik liefert objektive und verlässliche Daten für viele Lebensbereiche und ermöglicht so einen neutralen und umfassenden Blick auf die Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte. Zu den zentralen Größen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels gehört dabei die Entwicklung der Bevölkerungszahlen sowie des Bruttoinlandsprodukts, die im Folgenden näher beleuchtet werden. 

Bevölkerung wächst um 3,8 Millionen Menschen

Seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 ist die Bevölkerung Deutschlands um 3,8 Millionen Menschen gewachsen – das entspricht einem Zuwachs von fünf Prozent. Während Ende 1990 noch rund 79,8 Millionen Menschen hier lebten, waren es zum Jahresende 2024 etwa 83,6 Millionen. 

Die Bevölkerungsentwicklung verlief dabei in Ost- und Westdeutschland unterschiedlich: In den westlichen Bundesländern (ohne Berlin) wuchs die Einwohnerzahl seit 1990 um 9,6 Prozent auf 67,5 Millionen. Im Gegensatz dazu sank die Bevölkerung in den östlichen Bundesländern (ohne Berlin) um 16 Prozent auf 12,4 Millionen. Im Jahr 1990 lebten 77 Prozent der Menschen im Westen Deutschlands und 18 Prozent im Osten. Bis 2024 stieg der Anteil der Bevölkerung im Westen auf 81 Prozent, während er im Osten auf 15 Prozent sank. Der restliche Anteil entfällt jeweils auf Berlin.

Bevölkerung in Deutschland 1990

Anteil in %

Bevölkerung in Deutschland 2024

Anteil in %

Große regionale Unterschiede

Auch in den einzelnen Bundesländern verlief die Bevölkerungsentwicklung sehr unterschiedlich: Mit Ausnahme des Saarlands (–5,7 Prozent) konnten alle westlichen Länder ein Wachstum verbuchen. Besonders stark stiegen die Bevölkerungszahlen in Bayern (+16 Prozent), Baden-Württemberg (+14 Prozent), Hamburg und Schleswig-Holstein (jeweils +13 Prozent). In allen östlichen Ländern ging die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner dagegen zurück. Am stärksten war der Rückgang in Sachsen-Anhalt (–26 Prozent), Thüringen (–20 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (–18 Prozent). Die Bevölkerungszahl von Brandenburg sank dagegen nur leicht um 0,8 Prozent. Brandenburg profitiert dabei von seiner Lage um Berlin als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum. Viele Pendlerinnen und Pendler nach Berlin nutzen die günstigeren Wohn- bzw. Lebensbedingungen im Umland der Hauptstadt.

Bevölkerung 2024

Veränderung zu 1990 in %

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Nordrhein-Westfalen ist weiterhin das mit Abstand bevölkerungsstärkste Bundesland. Im Jahr 2024 lebten hier gut 18 Millionen Menschen, das sind fast 22 Prozent der Bevölkerung Deutschlands. Es folgen Bayern mit einem Anteil von 16 Prozent und Baden-Württemberg mit 13 Prozent. Der Stadtstaat Bremen ist mit einem Bevölkerungsanteil von 0,8 Prozent das kleinste Bundesland. Es folgen die Flächenländer Saarland und Mecklenburg-Vorpommern mit Anteilen von 1,2 Prozent und 1,9 Prozent.

Die Einwohnerzahl von Rheinland-Pfalz stieg von 3,76 Millionen im Jahr 1990 auf 4,13 Millionen Ende 2024. Das entspricht – ähnlich wie im Durchschnitt der westlichen Bundesländer – einem Plus von 9,7 Prozent. Der Anteil der rheinland-pfälzischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung von Deutschland hat sich in diesem Zeitraum von 4,7 auf 4,9 Prozent erhöht; Rheinland-Pfalz belegte damit 2024 Rang sechs im Vergleich der Bundesländer. Im Jahr 1990 hatte das ähnlich große Sachsen noch vor Rheinland-Pfalz gelegen.

Bevölkerung 2024

Mio.

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Fortschreibung des Bevölkerungsstandes jeweils zum 31. Dezember des jeweiligen Jahres. Grundlage der Bevölkerungszahl in den Bundesländern zum 31. Dezember 1990 bilden die Volkszählung im früheren Bundesgebiet 1987 sowie eine Auszählung des zentralen Einwohnerregisters zum 3. Oktober 1990 in der ehemaligen DDR. Die Ergebnisse ab 2011 sind auf der Grundlage des Zensus 2011 berechnet. Die Ergebnisse ab 2022 beruhen auf dem Zensus 2022.

Zuwanderung und Binnenwanderung prägen Entwicklung

Bevölkerungsveränderungen werden von den natürlichen Bevölkerungsbewegungen und von den Wanderungen bestimmt. Während Geburten und Sterbefälle neben weiteren Faktoren vor allem von der Altersstruktur einer Bevölkerung abhängig sind, werden Wanderungen insbesondere von den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen in den Ländern und Staaten beeinflusst, zwischen denen die Bewegungen stattfinden. 

Seit 1991 sind  – mit Ausnahme der Jahre 2008 und 2009 – jährlich mehr Menschen nach Deutschland zugewandert als abgewandert. Besonders hoch war die Nettozuwanderung 2015 aufgrund des Bürgerkriegs in Syrien und 2022 als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Nach der deutschen Wiedervereinigung kam es zudem zu einer deutlichen Bevölkerungsbewegung innerhalb Deutschlands von den östlichen Bundesländern in Richtung Westen. Im Zeitraum von 1991 bis 2024 wanderten insgesamt rund 1,2 Millionen Menschen mehr vom Osten in den Westen als umgekehrt.1 In der rheinland-pfälzischen Gesamtwanderungsbilanz gab es zu Beginn der 1990er-Jahre eine Phase mit sehr hohen Überschüssen. Etwa die Hälfte der damaligen Überschüsse ergab sich durch Nettozuwanderungen aus anderen Bundesländern. Die Zuzüge kamen zum einen aus östlichen Bundesländern, die sich nach der Wiedervereinigung in einem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruch befanden, zum anderen im beträchtlichem Umfang (rund ein Drittel des Gesamtüberschusses) auch aus den vier Nachbarländern Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland. 

Saldo der Wanderungen über die rheinland-pfälzische Landesgrenze

Nach Herkunfts- bzw. Zielgebieten; in 1.000

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

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Ergebnisse zur Bevölkerungsfortschreibung in Rheinland-Pfalz finden Sie auch in unserem MATS-Datenangebot: Die interaktiven Dashboards und Tabellen zeigen die Entwicklung der Bevölkerung bis auf die Gemeindeebene.