Wirtschaft im Osten mit Aufholeffekten
Die Wirtschaft in Deutschland ist seit der deutschen Wiedervereinigung gewachsen: Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt lag 2024 um 48 Prozent über dem Wert von 1991. In Ostdeutschland sind – vor allem in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre – deutliche Aufholeffekte erkennbar. Insgesamt lag das Plus mit 98 Prozent (ohne Berlin) im betrachteten Zeitraum doppelt so hoch wie im Durchschnitt Deutschlands. In Westdeutschland (ohne Berlin) betrug das Wachstum 43 Prozent.
Bruttoinlandsprodukt (preisbereinigt, verkettet)
Messzahl: 1991=100
© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Den höchsten Wert unter den Bundesländern verzeichnete Thüringen mit +115 Prozent, gefolgt von Sachsen und Brandenburg mit jeweils +109 Prozent. Schwächstes ostdeutsches Bundesland war Sachsen-Anhalt; hier lag das Wachstum mit +66 Prozent aber trotzdem deutlich über dem Durchschnitt Deutschlands. Das niedrigste Wachstum wurde im Saarland wurde mit +13 Prozent verzeichnet, es folgten Bremen (+21 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (+27 Prozent). Stärkstes westdeutsches Bundesland war Bayern mit +71 Prozent. In Rheinland-Pfalz erhöhte sich das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt mit +34 Prozent nur unterdurchschnittlich.
Je Einwohnerin bzw. Einwohner wurde 2024 in Deutschland ein preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt von 50.800 Euro erwirtschaftet. Der mit Abstand höchste Wert wurde in Hamburg erzielt (84.500 Euro), gefolgt von Bremen (59.800 Euro) und Bayern (58.800 Euro). Trotz der Annäherung, vor allem in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung, werden die niedrigsten Werte in den fünf ostdeutschen Ländern erzielt, am geringsten war der Pro-Kopf-Wert in Sachsen-Anhalt (36.500 Euro). In Rheinland-Pfalz erreichte das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2024 mit rund 44.000 Euro nur 87 Prozent des deutschen Mittelwertes bzw. 83 Prozent des Durchschnitts der westdeutschen Länder (ohne Berlin). Im Jahr 1991 hatte der rheinland-pfälzische Pro-Kopf-Wert noch etwas über dem Deutschlandwert gelegen.
Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen
EUR je Einwohner/-in
© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Industrie beeinflusst Entwicklung in Rheinland-Pfalz
Ursache für das schwache Abschneiden der rheinland-pfälzischen Wirtschaft beim Wirtschaftswachstum war vor allem das verhaltene Wachstum der Industrie. Während die Bruttowertschöpfung (in jeweiligen Preisen) des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland seit 1991 um 96 Prozent zulegte (Westdeutschland ohne Berlin: +86 Prozent), kam Rheinland-Pfalz nur auf ein Plus von 58 Prozent. Der Dienstleistungssektor entwickelte sich in Rheinland-Pfalz mit +185 Prozent dagegen ähnlich stark wie im Bundesdurchschnitt (+193 Prozent; Westdeutschland ohne Berlin: +190 Prozent). Das Wirtschaftsstruktur in Rheinland-Pfalz ist traditionell stark vom Produzierenden Gewerbe, insbesondere dem Verarbeitenden Gewerbe geprägt. In einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, das unter anderem durch geopolitische Konflikte, zunehmende Konkurrenz auf dem Weltmarkt, weiterhin hohe Energiepreise, strukturelle Herausforderungen und unsichere wirtschaftliche Aussichten geprägt war, nahm die Wirtschaftsleistung der stark exportorientierten Industrie 2024 deutlich ab. Der Wertschöpfungsanteil der Industrie verringerte sich auf 20,8 Prozent und erreichte damit den niedrigsten Wert in der Wirtschaftsgeschichte des Landes (Deutschland: 19,7 Prozent; Westdeutschland ohne Berlin: 20,8 Prozent).

Informationen zum rheinland-pfälzischen Bruttoinlandsprodukt sowie weiterer Kennzahlen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen finden Sie auch in unserem MATS-Datenangebot.
Fazit
Der 35. Jahrestag der Deutschen Einheit bietet eine gute Gelegenheit, die vergangenen Jahrzehnte zu betrachten, aber auch die Zukunft zu gestalten. Die amtliche Statistik liefert dabei einen klaren Überblick über die Entwicklungen, die die wirtschaftliche, soziale und politische Landschaft geformt haben. Sie zeigt sowohl die Fortschritte als auch die bestehenden Herausforderungen auf und bietet die Grundlage, um zukünftige Entwicklungen gezielt zu planen. Dabei sind die weltweiten Herausforderungen heute vielfältig und betreffen nahezu alle Bereiche des Lebens. Das internationale Umfeld ist von einer zunehmenden Komplexität und Unsicherheit geprägt. Hierzu zählen vor allem geopolitische Spannungen und Konflikte, technologische Herausforderungen und der Klimawandel.
Statistisches Bundesamt veröffentlicht Sonderseite

Das Statistische Bundesamt veröffentlichte anlässlich des 35. Jubiläums der Deutschen Einheit eine Sonderseite mit zahlreichen Informationen zur demografischen Entwicklung, Migration, zum Zusammenleben, Wohnen, Wirtschaft, Vermögensverteilung und zur Gleichstellung der Geschlechter.