25/2025 | Diane Dammers, Moritz Hohlstein, Maximilian Lüke, Dr. Annette Tennstedt | Konjunktur, Volkswirtschaft, Industrie, Preise, Arbeit, Baugewerbe

Konjunktur Aktuell

2. Quartal 2025: Wirtschaftsleistung sinkt

24. Oktober 2025

Lesezeit ca. 14 Minuten
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Autorenfoto Diane Dammers
Diane Dammers
Diplom-Volkswirtin, Diplom-Kauffrau
Leiterin Referat „Analysen Wirtschaft“
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Moritz Hohlstein
Volkwirt (M.Sc.)
Referat „Analysen Wirtschaft“
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Maximilian Lüke
Volkswirt (M.Sc.)
Referat „Analysen Wirtschaft"
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Dr. Annette Tennstedt
Volkswirtin
Leiterin Referat „VGR, ETR, Arbeitsmarkt“
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Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsleistung nahm im zweiten Quartal 2025 deutlich ab. Das Bruttoinlandsprodukt lag preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,3 Prozent unter dem Niveau des Vorquartals. Im Dienstleistungssektor und im Baugewerbe gab es Einbußen. Positive Impulse kamen aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Eine weitere Erholung der Industriekonjunktur ist allerdings nicht absehbar; die Auftragseingänge waren im zweiten Quartal rückläufig. Dagegen war im Bauhauptgewerbe ein kräftiger Anstieg der Bestellungen zu verzeichnen. Im Juni 2025 waren mehr Menschen arbeitslos gemeldet als ein Jahr zuvor, und die Arbeitslosenquote lag mit 5,4 Prozent um 0,2 Prozentpunkte über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Inflation ließ weiter nach und lag im Juni 2025 mit +1,8 Prozent etwas unter dem mittelfristigen Zielwert der Europäischen Zentralbank.

Wertschöpfung sinkt im zweiten Quartal

Das rheinland-pfälzische Bruttoinlandsprodukt nahm im zweiten Quartal 2025 preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,3 Prozent ab. Im Vorquartal war die Wirtschaftsleistung noch um ein Prozent gestiegen. Gegenüber dem zweiten Quartal 2024 erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt um 0,1 Prozent. Das zeigen vorläufige indikatorgestützte Berechnungen des Statistischen Landesamtes.

Bruttoinlandsprodukt (preisbereinigt, verkettet)

Kettenindex: 2020=100

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung und Erwerbstätige¹

Wirtschaftszweig/Güterhauptgruppen
 

Veränderung zum Vorquartal in %

Q4/24

Q1/25

Q2/25

Bruttoinlandsprodukt (preisbereinigt)

0,1

1,0

-1,3

Bruttowertschöpfung insgesamt (preisbereinigt)

-0,5

0,7

-0,4

     Verarbeitendes Gewerbe

-1,4

-0,1

2,0

     Baugewerbe

-2,6

-1,6

-4,8

     Dienstleistungsbereiche

-0,2

1,1

-0,8

Erwerbstätige insgesamt

-

-

-0,1

     Verarbeitendes Gewerbe

-0,4

-0,6

-0,5

     Baugewerbe

-0,4

-

-0,5

     Dienstleistungsbereiche

0,1

0,1

0,1

1 Mit dem X13-Verfahren bereinigte Ergebnisse. Vergleich mit dem Vorquartal: Kalender- und Saisonbereinigung der Originalwerte.

Der Rückgang ist auf die Dienstleistungsbereiche und das Baugewerbe zurückzuführen. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung des Dienstleistungssektors sank gegenüber dem ersten Vierteljahr 2025 um 0,8 Prozent. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2024 gab es einen Zuwachs von 0,8 Prozent. Am stärksten waren die Einbußen gegenüber dem Vorquartal im Baugewerbe. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung des Baugewerbes nahm gegenüber dem ersten Quartal um 4,8 Prozent ab; gegenüber dem zweiten Quartal 2024 verringerte sie sich sogar um 7,8 Prozent. Positiv entwickelte sich dagegen das Verarbeitende Gewerbe. Es verzeichnete gegenüber dem Vorquartal ein Plus von zwei Prozent; im Vergleich zum Vorjahresquartal gab es einen Rückgang um 0,8 Prozent.

Die deutsche Wirtschaft verbuchte im zweiten Vierteljahr 2025 ebenfalls ein Minus. Das Bruttoinlandsprodukt sank im Vergleich zum Vorquartal preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,3 Prozent. Negative Impulse kamen von den Bruttoanlageinvestitionen und dem Außenbeitrag. Die Bauinvestitionen verringerten sich preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,1 Prozent und die Ausrüstungsinvestitionen um 1,9 Prozent. Lediglich die Investitionen in sonstige Anlagen erhöhten sich (+1,2 Prozent). Die Exporte stagnierten nahezu (–0,1 Prozent). Die Importe stiegen hingegen kräftig (+1,6 Prozent). Wachstumsimpulse kamen von den Konsumausgaben, insbesondere von den Konsumausgaben des Staates. Sie nahmen um 0,8 Prozent zu. Die privaten Konsumausgaben verzeichneten nur einen sehr geringen Zuwachs (+0,1 Prozent). 

Ein Blick auf die Entstehungsseite zeigt, dass sich die deutsche Wertschöpfung vor allem im Produzierenden Gewerbe preis-, kalender- und saisonbereinigt verringerte, am stärksten im Baugewerbe (–3,7 Prozent). Im Verarbeitenden Gewerbe betrug der Rückgang 0,3 Prozent. Auch zwei Teilbereiche des Dienstleistungssektors mussten Verluste hinnehmen. Im Bereich „Handel, Verkehr, Gastgewerbe“ nahm die Bruttowertschöpfung um 0,6 Prozent ab und im Bereich „Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ um 1,2 Prozent. Zuwächse gab es dagegen insbesondere in den Bereichen „Information und Kommunikation“ sowie „Unternehmensdienstleistungen“ (jeweils +0,5 Prozent).

Im Euroraum wuchs die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2025 preis-, kalender- und saisonbereinigt minimal (+0,1 Prozent). Das höchste Wachstum erzielten Spanien und Polen (jeweils +0,8 Prozent). In Frankreich erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt um 0,3 Prozent. 

Die Weltwirtschaft zeigt sich trotz der hohen Unsicherheiten robust. China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, verzeichnete ein Wachstum von 1,1 Prozent. In den USA, der größten Volkswirtschaft der Welt, legte die Wirtschaftsleistung nach einem Rückgang im ersten Quartal um 0,9 Prozent zu. Auch in Japan und dem Vereinigten Königreich erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt (+0,5 bzw. +0,3 Prozent).

Erwerbstätigkeit sinkt

Im zweiten Quartal 2025 hatten 2,06 Millionen Erwerbstätige ihren Arbeitsort in Rheinland-Pfalz; ihre Zahl verringerte sich kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem Vorquartal leicht (–0,1 Prozent). In fast allen Wirtschaftsbereichen wurden Arbeitsplätze abgebaut, besonders stark im Produzierenden Gewerbe. Im Verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe war die Zahl der Erwerbstätigen um jeweils 0,5 Prozent niedriger als im ersten Quartal. In den Dienstleistungsbereichen stieg die Erwerbstätigenzahl um 0,1 Prozent. Dies ist jedoch hauptsächlich auf den Teilbereich „Öffentliche und sonstige Dienstleistungen, Erziehung und Gesundheit“ zurückzuführen. 

Arbeitslosenquote

%

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Auf dem rheinland-pfälzischen Arbeitsmarkt stellte sich die Situation im zweiten Quartal 2025 ungünstiger dar als im Vorjahreszeitraum. Die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit registrierte im Juni 2025 rund 124.700 Arbeitslose. Das sind fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote – also die Zahl der Arbeitslosen bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – lag im Juni 2025 bei 5,4 Prozent. Dies entspricht einer Zunahme um 0,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahresmonat.

Gleichzeitig sank die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen, die als Indikator für die Nachfrage nach Arbeit gilt. Der Bundesagentur für Arbeit wurden im Juni 33.800 offene Stellen gemeldet. Das waren fast 3.600 Stellen bzw. 9,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Das arbeitsmarktpolitische Instrument der Kurzarbeit wurde im Juni 2025 weniger genutzt als im Vorjahresmonat. Die Zahl der Personen, die konjunkturelles Kurzarbeitergeld empfingen, lag nach einer Hochrechnung bei 4.500 Personen. Das sind 1.900 Personen bzw. 30 Prozent weniger als im Juni 2024.

Inflation unter der Zwei-Prozent-Marke

Im zweiten Quartal 2025 lag die Inflationsrate durchgängig unter der Zwei-Prozent-Marke, dem mittelfristigen Zielwert der Europäischen Zentralbank für den Euroraum. Nach +1,9 Prozent im April erreichte die Teuerung im Mai mit +1,7 Prozent den bisher niedrigsten Stand im Jahresverlauf. Im Juni lagen die Verbraucherpreise um 1,8 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Im Durchschnitt betrug die Inflationsrate im zweiten Quartal +1,8 Prozent. 

Verbraucherpreisindex

Veränderung zum Vorjahresmonat in %

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Dass die Inflation im zweiten Quartal 2025 relativ niedrig war, ist unter anderem auf die gesunkenen Energiepreise zurückzuführen. Im Juni mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher für Energie 5,3 Prozent weniger bezahlen als ein Jahr zuvor. Bei allen wichtigen Energieprodukten waren Preisrückgänge gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen. Die Preise für Heizöl (einschließlich Betriebskosten) sanken binnen Jahresfrist um 7,1 Prozent. Preisnachlässe in ähnlicher Größenordnung gab es bei Fernwärme (–6,8 Prozent). Aber auch Strom und Gas (einschließlich Betriebskosten) wurden deutlich günstiger (–6,2 bzw. –5 Prozent). Die Kraftstoffpreise waren 4,4 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor.

Auch die Entwicklung der Nahrungsmittelpreise wirkte dämpfend auf die Inflation, da die Preissteigerungen unterhalb der allgemeinen Teuerungsrate lagen. Im Juni 2025 waren die Preise für Nahrungsmittel 1,4 Prozent höher als im Vorjahresmonat. 

Die Kerninflation, definiert als die Veränderung des „Gesamtindex ohne Nahrungsmittel und Energie“ gegenüber dem Vorjahresmonat, verharrte im zweiten Quartal deutlich über der Zwei-Prozent-Marke. Im April lag die Kerninflationsrate bei +3 Prozent. In den Folgemonaten ließ sie etwas nach: im Mai betrug sie +2,7 Prozent und im Juni +2,8 Prozent. 

Die Preise für Dienstleistungen erhöhten sich wesentlich stärker als die Preise für Waren: Für Dienstleistungen mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher im Juni 3,3 Prozent mehr bezahlen als im Vorjahresmonat. Die Preise für Waren, zu denen unter anderem Energie und Nahrungsmittel zählen, stiegen nur geringfügig um 0,4 Prozent.

In elf der zwölf Abteilungen lag das Preisniveau im Juni über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die stärksten Preissteigerungen gab es in der Abteilung „Andere Waren- und Dienstleistungen“ (+5,2 Prozent). Hier schlugen kräftige Preiserhöhungen bei Kfz-Versicherungen sowie bei Dienstleistungen sozialer Einrichtungen zu Buche. Es folgte die Abteilung „Alkoholische Getränke und Tabakwaren“ (+4,5 Prozent). Fast gleichauf an dritter und vierter Stelle standen die Abteilungen „Gesundheit“ (+3,3 Prozent) sowie „Bildungswesen“ (+3,2 Prozent). In der Abteilung „Post und Telekommunikation“ sanken die Preise binnen Jahresfrist um 1,1 Prozent; bei Bekleidung und Schuhen blieb das Preisniveau unverändert.