10/25 | Tina Lortz-Schremb | Umwelt

Wassergewinnung 2022

Täglicher Wasserverbrauch steigt auf 129 Liter pro Kopf

28. April 2025

Tina Lortz-Schremb
Diplom-Soziologin
Leiterin Referat „Landwirtschaft, Weinbau, Umwelt, Energie"
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Die Vollversammlung der Vereinten Nationen erkannte am 28. Juli 2010 das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser als ein Menschenrecht an. Die Resolution 64/292 sieht vor, dass Staaten und international agierende Unternehmen den Auf- und Ausbau der für sauberes Trinkwasser wichtigen Infrastruktur vorantreiben. Besonders der Globale Süden benötigt finanzielle Unterstützung, um den Zugang zu sauberem Wasser für immer mehr Menschen zu erreichen. Weltweit sind Wassergewinnung und Wasserverbrauch essenzielle Themen für eine nachhaltige Entwicklung und den Erhalt der natürlichen Ressourcen. In Rheinland-Pfalz mit seiner Bevölkerung von rund 4,1 Millionen Menschen ist die Versorgung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser eine der zentralen kommunalen Pflichtaufgaben.

Klimawandel: Wasser als knappe Ressource

Der Klimawandel hat weitreichende Auswirkungen auf das Trinkwasservorkommen weltweit. Niederschläge sind stärkeren Schwankungen unterworfen: Trockenperioden nehmen zu, wodurch die Grundwasserreserven sinken. Höhere Temperaturen führen zudem zu mehr Verdunstung, sodass weniger Wasser im Boden versickert. Auf der anderen Seite können extreme Wetterereignisse wie z. B. Starkregen zu einer Verschmutzung des Oberflächenwassers durch Abwasser und Schadstoffe führen. Durch höhere Temperaturen steigt der Wasserbedarf in der Landwirtschaft, der Industrie und auch in den privaten Haushalten.

Im Jahr 2022 wurden der Natur in Rheinland-Pfalz 1.834 Millionen Kubikmeter Wasser entnommen. Die Förderung durch Wasserversorgungsunternehmen der öffentlichen Wasserversorgung belief sich auf 259 Millionen Kubikmeter Wasser bzw. 14 Prozent der Wasserförderung. Die nicht öffentliche Wasserversorgung förderte 1.576 Millionen Kubikmeter Wasser bzw. 86 Prozent der Wasserförderung. Während die öffentliche Wassergewinnung hauptsächlich der Trinkwasserversorgung dient, wird Wasser im nicht öffentlichen Bereich primär als Wirtschaftsfaktor, z. B. zur Kühlung von Produktions- oder Stromerzeugungsanlagen genutzt.

Die Daten stammen aus der Erhebung der öffentlichen Wasserversorgung und der Erhebung der nicht öffentlichen Wasserversorgung und der nicht öffentlichen Abwasserentsorgung. Die Erhebungen werden alle drei Jahre durchgeführt und stellen grundlegende Informationen zum Stand und zur Entwicklung der öffentlichen und nicht öffentlichen Wasserversorgung für wasserwirtschaftliche Analysen und Planungen bereit. Die Erhebung zur öffentlichen Wasserversorgung richtet sich an Anstalten und Körperschaften des öffentlichen Rechts sowie Unternehmen und anderen Einrichtungen, die Anlagen für die öffentliche Wasserversorgung betreiben. Sie dient dem regelmäßigen Überblick über die Wasserversorgung und den Gewässerschutz. Die Erhebung der nicht öffentlichen Wasserversorgung und der nichtöffentlichen Abwasserentsorgung befragt Betriebe des nicht öffentlichen Bereichs, die 2.000 Kubikmeter Wasser gewinnen, 2.000 Kubikmeter Wasser bzw. Abwasser in ein Gewässer einleiten oder aus Fremdbezug mindestens 10.000 Kubikmeter jährlich beziehen. Die Erhebung ermöglicht eine umfassende Darstellung der nicht öffentlichen Wasser- und Abwasserwirtschaft als politische Entscheidungshilfe für Maßnahmen zum Umwelt- und insbesondere zum Gewässerschutz.

Trinkwasserbedarf größtenteils durch Grund- und Quellwasser gedeckt

Die Grundwasservorkommen bilden die Basis der öffentlichen Wasserversorgung in Rheinland-Pfalz: Im Jahr 2022 wurden knapp 71 Prozent des Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen. Elf Prozent entfielen auf Quellwasser, der Rest auf Uferfiltrat, angereichertes Grundwasser sowie See- und Talsperrenwasser. Auch deutschlandweit ist die Entnahme aus Grundwasser (63 Prozent) und Quellwasser (8,1 Prozent) die wichtigste Art der Wassergewinnung. Dort, wo die Grundwasserentnahme sinnvoll durch qualitativ hochwertiges Oberflächenwasser ergänzt werden kann, greift man zur Trinkwassergewinnung aus Uferfiltrat sowie See- und Talsperrenwasser oder angereichertem Grundwasser zurück. Im Erhebungsjahr 2022 wurden in Rheinland-Pfalz 31,1 Millionen Kubikmeter, das sind zwölf Prozent des Trinkwassers, für die öffentliche Wasserversorgung aus Uferfiltrat sowie aus See- und Talsperrenwasser gewonnen. Eine weitere Wassergewinnungsart ist angereichertes Grundwasser. Rund 16,6 Millionen Kubikmeter bzw. 6,4 Prozent des Trinkwassers wurden auf diese Art gewonnen. Um aus Oberflächenwasser Trinkwasser zu gewinnen muss das Wasser einer mehrstufigen Wasseraufbereitung unterzogen werden.

Öffentliche Wassergewinnung¹ in Rheinland-Pfalz 2022

Anteil in %

1 Durch öffentliche Wasserversorgungsunternehmen (WVU).

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Öffentliche Wassergewinnung¹ in Deutschland 2022

Anteil in %

1 Durch öffentliche Wasserversorgungsunternehmen (WVU).

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

In Deutschland wurden im selben Zeitraum insgesamt fast 1,6 Milliarden Kubikmeter aus Oberflächengewässer gewonnen. Die wichtigste Gewinnungsart waren See- und Talsperrenwasser mit 656,7 Millionen Kubikmeter, gefolgt von Uferfiltrat (428 Millionen Kubikmeter) und angereichertem Grundwasser (414,3 Millionen Kubikmeter). Auf Flusswasser entfielen nur 66 Millionen Kubikmeter, was einem Anteil von 1,2 Prozent entspricht. Insgesamt belief sich die Wassergewinnung durch öffentliche Wasserversorgungsunternehmen, kurz WVU, deutschlandweit auf 5.321 Millionen Kubikmeter. Rheinland-Pfalz förderte davon 259 Millionen Kubikmeter. Nordrhein-Westfalen war mit 1.208 Kubikmetern das Bundesland mit der höchsten Menge an gewonnenem Trinkwasser. Danach folgten Bayern mit 911 Millionen Kubikmetern und Baden-Württemberg mit 699 Millionen Kubikmetern. 

In Bodenheim im Landkreis Mainz-Bingen wurde im Jahr 1997 das Uferfiltratwerk in Betrieb genommen. Dadurch wurde ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung der Wasserversorgung in Rheinhessen geleistet. Mit zehn Brunnen werden pro Jahr 950.000 Kubikmeter Wasser gewonnen. Das Maximalvolumen der Anlage beträgt 1,3 Millionen Kubikmeter. Das Wasser besteht zum größten Teil aus uferfiltriertem Rheinwasser und zu einem kleinen Teil aus Grundwasser von der Landseite, das ansonsten ganz natürlich in den Rhein abgeflossen wäre. Die Brunnen der Anlage werden im Ganzen als Brunnengalerie bezeichnet und befinden sich mit bis zu 14 Metern Tiefe in mehr als 200 Metern Abstand zum Rhein.

Zur Trinkwassergewinnung strömt von zwei Seiten Wasser in die Brunnengalerie. Das uferfiltrierte Wasser versickert in der Flusssohle. Dabei wirken Kiese und Sand in der Flusssohle des Rheins bereits wie ein feines Sieb und sind somit eine erste Aufbereitungsstufe des Wassers. Das Wasser braucht im Mittel 25 Tage, manchmal sogar bis zu 35 Tage, um die Brunnen zu erreichen. Dadurch haben mikrobielle Abbauvorgänge genügend Zeit, um für eine weitere Erhöhung der Wasserqualität zu sorgen. Danach wir das uferfiltrierte Wasser zur Erreichung der Trinkwasserqualität einem mehrstufigen Aufbereitungsprozess im Wasserwerk unterzogen.

Eine „künstliche Anreicherung von Grundwasser“ bedeutet, dass zunächst Oberflächenwasser gewonnen wird. Gegebenenfalls wird dieses Wasser einer ersten Aufbereitungsstufe zugeführt und anschließend über Schluckbrunnen oder Versickerungsanlagen in das Grundwasser geleitet. Nach einer Untergrundpassage wird das versickerte Wasser zusammen mit vorhandenem Grundwasser durch Entnahmebrunnen erneut gewonnen, aufbereitet und in das Versorgungsnetz abgegeben.

129 Liter Trinkwasser pro Kopf und Tag

Der Pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasser lag 2022 in Rheinland-Pfalz bei rund 129 Liter pro Tag. Neben dem Verbrauch in den Haushalten ist hier auch die Verwendung von Trinkwasser im Kleingewerbe z. B. in Metzgereien, Bäckereien und Arztpraxen enthalten. Der überwiegende Anteil des im Haushalt genutzten Trinkwassers entfällt mit 36 Prozent auf den Bereich Baden/Duschen/Körperpflege, 27 Prozent werden für die Toilettenspülung genutzt und zwölf Prozent zum Waschen von Wäsche. Weitere zwölf Prozent entfallen auf Geschirrspülen, Raumreinigung und Gartenbewässerung. Nur geringe Anteile werden tatsächlich zum Trinken und für die Zubereitung von Lebensmitteln genutzt. 

Im deutschlandweiten Vergleich lag die Wasserabgabe pro Einwohnerin bzw. Einwohner und Tag im Jahr 2022 bei 126 Liter. Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch weist das Bundesland Bayern mit 136 Liter aus, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (135 Liter) und Niedersachsen (134 Liter). Rheinland-Pfalz hat mit 129 Litern den vierthöchsten Trinkwasserverbrauch je Einwohnerin bzw. Einwohner. Den geringsten Pro-Kopf-Verbrauch weisen Thüringen und Sachsen mit jeweils 96 Liter aus. Die Trinkwasserabgabe pro Kopf bezieht sich nur auf die mit Erstwohnsitz gemeldete und an das öffentliche Netz angeschlossene Bevölkerung. Die zusätzlich am Verbrauchsort lebenden Personen, z. B. ausländische Streitkräfte oder Touristinnen und Touristen können die so errechnete Durchschnittszahl beeinflussen. 

Wasserverbrauch der Haushalte¹ 2022

l je Einwohner/-in und Tag

1 Einschließlich Kleingewerbe. Dazu gehören alle Abnehmer, deren Wasserverbrauch nicht separat erfasst, sondern über einen Hauszähler zusammen mit anderen Einheiten (privaten Haushalten) abgerechnet wird, wie gegebenenfalls Bäckereien, Metzgereien, Arztpraxen oder Rechtsanwaltskanzleien.

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz