10/25 | Tina Lortz-Schremb | Umwelt

Wassergewinnung 2022

Täglicher Wasserverbrauch steigt auf 129 Liter pro Kopf

28. April 2025

Steigender Trinkwasserverbrauch

Ein Blick auf die Erhebungszeitreihe zeigt, dass der Wasserverbrauch der Haushalte (einschließlich Kleingewerbe) in Rheinland-Pfalz von 1983 bis 2007 deutlich, um mehr als 24 Liter, gesunken ist. Im Jahr 2007 wurde ein Pro-Kopf-Trinkwasserverbrauch von 118 Liter ermittelt. Über die nächsten Erhebungsperioden 2010, 2013 und 2016 blieb der Trinkwasserverbrauch nahezu konstant. Im Erhebungsjahr 2019 war ein Plus von sieben Liter pro Kopf auf 126 Liter zu verzeichnen. Weiter zeigt sich ein Anstieg um drei Liter pro Kopf auf 129 Liter in 2022. 

Wasserverbrauch der Haushalte¹ in Rheinland-Pfalz

l je Einwohner/-in und Tag

1 Einschließlich Kleingewerbe. Dazu gehören alle Abnehmer, deren Wasserverbrauch nicht separat erfasst, sondern über einen Hauszähler zusammen mit anderen Einheiten (privaten Haushalten) abgerechnet wird, wie gegebenenfalls Bäckereien, Metzgereien, Arztpraxen oder Rechtsanwaltskanzleien.

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Deutschlandweit lag der Pro-Kopf-Verbrauch im Erhebungsjahr 2007 mit 122 Liter über dem rheinland-pfälzischen Verbrauch. Über die Erhebungszeiträume 2010 und 2013 blieb der Pro-Kopf-Verbrauch stabil bei 121 Liter. Mit dem Erhebungsjahr 2016 stieg der Verbrauch auf 123 Liter an und erreichte im Erhebungsjahr 2019 mit 128 Liter Pro-Kopf-Verbrauch pro Tag seinen höchsten gemessen Wert. Der deutliche Anstieg des Trinkwasserverbrauchs von 2016 auf 2019 wird vom Umweltbundesamt mit dem erhöhten Wasserbedarf während des heißen und trocknen Sommers 2019 erklärt. Im Erhebungsjahr 2022 lag der Pro-Kopf-Trinkwasserverbrauch im Deutschlandschnitt bei 126 Liter und zeigt sich somit im Vergleich zum Erhebungsjahr 2019 leicht rückläufig. 

Insgesamt hat die öffentliche Wassergewinnung in Rheinland-Pfalz im Vergleich zu 2007 um 3,5 Prozent von 250 auf 259 Millionen Kubikmeter zugenommen. Deutschlandweit lag der Anstieg bei 3,8 Prozent (von 5.128 auf 5.322 Millionen Kubikmeter). Die Trinkwasserförderung ist stärker angewachsen als die Bevölkerung im selben Zeitraum. Die rheinland-pfälzische Bevölkerung wuchs zwischen 2007 und 2022 um 2,7 Prozent auf 4,1 Millionen gemeldeten Personen. Die Bevölkerung in Deutschland wuchs von 82,2 auf 83,1 Millionen gemeldeten Personen an, was einem Zuwachs von 1,1 Prozent entspricht.[1] Beinahe alle Einwohnerinnen und Einwohner im Land sind an das öffentliche Wassernetz angeschlossen. Davon ausgehend, dass nicht nur die Trinkwasserförderung, sondern der ursächliche Trinkwasserverbrauch gestiegen ist, kann dieser somit nicht alleine durch einen Bevölkerungszuwachs erklärt werden.

156 Unternehmen zur Wassergewinnung

Rheinland-Pfalz verfügte 2022 über ein Netz aus 156 Wasserversorgungsunternehmen, die selbst Wasser gewinnen. Insgesamt waren 189 Wasserversorger mit der Trinkwasserversorgung in Rheinland-Pfalz befasst. Mit 2.503 Wassergewinnungsanlagen sichern die Unternehmen den täglichen Trinkwasserbedarf ab. Deutschland wies 4.155 Wasserversorgungsunternehmen mit eigener Wassergewinnung und 15.715 Wassergewinnungsanlagen aus. 

Die 156 rheinland-pfälzischen Wasserversorgungsunternehmen mit Wassergewinnung konzentrieren sich auf die Gewinnung von Trinkwasser aus Grundwasser. Weitere Quellen zur Trinkwassergewinnung nutzen 84 Wasserversorger, sechs Unternehmen gewinnen Trinkwasser ausschließlich oder zudem aus Uferfiltrat, zwei Unternehmen nutzen Seen und Talsperren und weitere zwei Unternehmen reichern Grundwasser an. Manche Wasserversorger nutzen zur Wassergewinnung somit mehr als nur eine Wasserart. Der Landkreis Neuwied beheimatet elf Wasserversorgungsunternehmen auf seinem Gebiet, der Westerwaldkreis und Bad Dürkheim können ebenfalls je zehn Wasserversorgungsunternehmen zählen. 

Das meiste Trinkwasser wird durch das für die öffentliche Wasserversorgung in der kreisfreien Stadt Mainz zuständige Wasserversorgungsunternehmen gewonnen (21,3 Millionen Kubikmeter).[2] Hier erfolgten acht Prozent der Trinkwasserförderung für Rheinland-Pfalz. Die Wassergewinnung in Mainz speiste sich 2022 aus drei Wasserarten: 27 Prozent Grundwasser (5,7 Millionen Kubikmeter), 30 Prozent Uferfiltrat (6,3 Millionen Kubikmeter) und 44 Prozent angereichertes Grundwasser (9,3 Millionen Kubikmeter). Im Landkreis Mainz-Bingen waren es sieben Prozent bzw. 17 Millionen Kubikmeter Trinkwasserförderung in 2022. Auf die kreisfreie Stadt Koblenz (13,3 Millionen Kubikmeter) und Ludwigshafen am Rhein (12,4 Millionen Kubikmeter) entfielen 6,6 bzw. 5,2 Prozent.

Großteil der nicht öffentlichen Förderung in Ludwigshafen

Von den insgesamt 1.834 Millionen Kubikmetern Wassern, die 2022 entnommen wurden, entfiel nur ein relativ geringer Teil auf die öffentliche Wasserversorgung (259 Millionen Kubikmeter). Der größte Teil betrifft den nicht öffentlichen Bereich: Große Energieerzeuger und Industriebetriebe, wie z. B. die Chemische Industrie in Rheinland-Pfalz und Bergbauunternehmen, decken ihren Wasserbedarf fast ausschließlich über eigene Gewinnungsanlagen. Im Berichtsjahr 2022 gaben 651 Betriebe an, Frischwasser für ihre Betriebszwecke zu nutzen. Von den 1.576 Millionen Kubikmetern, die in Rheinland-Pfalz im Jahr 2022 durch Betriebe gefördert wurden, entfielen 1.169 Millionen Kubikmeter Wasser auf das Stadtgebiet Ludwigshafen. Somit wurden in der kreisfreien Stadt 74 Prozent des nicht öffentlichen Wassers gefördert. Rund 93 Prozent bzw. 1.461 Millionen Kubikmeter bestanden aus Flusswasser. Auf Grundwasser entfielen gut 60 Millionen Kubikmeter des geförderten Wassers und somit vier Prozent.

Mit einer hohen Konzentration auf die Förderung von Flusswasser (1.145 Millionen Kubikmetern) nimmt die Stadt Ludwigshafen am Rhein somit den Spitzenplatz bei der betrieblichen Wassergewinnung ein. Dahinter folgt die Landeshauptstadt Mainz mit insgesamt 261 Millionen Kubikmeter, 259 Millionen Kubikmeter davon wurden aus Flusswasser gewonnen. 

Eine Steuerung des Wasserbedarfs nehmen die wassergewinnenden Betriebe durch den Bezug aus dem öffentlichen Netz (im Berichtsjahr 2022: 69,6 Millionen Kubikmeter) und Abgabe an Dritte (76,1 Millionen Kubikmeter) vor. Die für die rheinland-pfälzischen Betriebe verfügbare Wassermenge berechnete sich im Berichtsjahr 2022 somit auf 1.569 Kubikmeter Wasser. In geringen Mengen werden Niederschlagswasser und ungenutztes, gewonnenes Wasser ohne eine betriebliche Nutzung in die Kanalisation oder Oberflächenwasser ab- und zurückgeleitet. Gut 1.528 Millionen Kubikmeter Frischwasser wurden in rheinland-pfälzischen Betrieben zu Produktionszwecken eingesetzt. Davon wurden zur Kühlung von Produktions- und Stromerzeugungsanlagen sowie Gebäuden 1.358 Millionen Kubikmeter, zur Beregnung und Bewässerung von Pflanzen 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser verwendet.

Nicht öffentliche Wassergewinnung 2022 in Rheinland-Pfalz

Anteil in %

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Überwachung des Grundwassers in Rheinland-Pfalz

In Deutschland werden für einen vorsorgenden Grundwasserschutz und um eine nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung sicherzustellen, umfangreiche Messnetze zur Grundwasserüberwachung eingesetzt. Das Grundwassermessnetz des Hydrologischen Dienstes der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd ist seit den 1950er-Jahren in Betrieb und dient zur Überwachung unter anderem der chemischen Zusammensetzung des Grundwassers. Es besteht aus rund 1.400 amtlichen Grundwassermessstellen. Vor allem in der Vorderpfalz und im Neuwieder Becken ist die Dichte der Messstellen sehr hoch. Das liegt an der besonderen Bedeutung dieser Regionen für die Trink- und Brauchwasserversorgung des Landes. Im landesweiten Grundwassermessnetz befinden sich über 700 Beobachtungsrohre, welche für die wöchentliche Messung des Grundwasserstandes herangezogen werden. Einige Messstellen sind bis zu 140 Metern tief, um auch das tiefere Grundwasser zu beobachten.

Fazit

Trinkwasser ist unser kostbarstes Gut. Es sichert Leben, Gesundheit und Lebensqualität – und ist bei uns in Rheinland-Pfalz jederzeit in bester Qualität verfügbar. Doch der Klimawandel stellt uns vor neue Herausforderungen: Längere Trockenphasen, weniger Grundwasserneubildung und steigender Wasserbedarf verlangen einen bewussten Umgang mit dieser wertvollen Ressource. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir auch in Zukunft sensibel und verantwortungsvoll mit Trinkwasser umgehen – für uns, für kommende Generationen und für eine nachhaltige Zukunft in Rheinland-Pfalz.

Weiterführende Informationen zum Thema Trinkwasserversorgung finden Sie hier:

Mehr Daten und Statistiken zum Thema auf statistik.rlp.de