11/2025 | Diane Dammers | Volkswirtschaft, Außenhandel, Preise, Arbeit

Die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz 2024

Einbußen im Produzierenden Gewerbe – Dienstleistungssektor wächst

07. Mai 2025

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Einzel-, Kfz- und Großhandel sowie Gastgewerbe mit realen Umsatzeinbußen

Die Verbraucherinnen und Verbraucher verhielten sich beim Konsum zurückhaltend. Zwar nahmen die nominalen Einzelhandelsumsätze 2024 erneut zu. In Rheinland-Pfalz erzielten die Einzelhandelsunternehmen in jeweiligen Preisen 1,1 Prozent mehr Umsatz als 2023 (Deutschland: +2,5 Prozent). Die realen – also um Preisveränderungen bereinigten – Einzelhandelsumsätze gingen in Rheinland-Pfalz allerdings gegenüber dem Vorjahr leicht um 0,5 Prozent zurück (Deutschland: +1,2 Prozent). 

Im Kraftfahrzeughandel, zu dem auch die Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen zählt, nahmen die nominalen Umsätze 2024 nur leicht um 0,6 Prozent zu (Deutschland: +1,2 Prozent). Der reale Umsatz verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um 1,7 Prozent (Deutschland: –1,1 Prozent). Ein Grund für die Umsatzeinbußen könnte die geringe Anschaffungsneigung der Verbraucherinnen und Verbraucher sein. Zusätzlich dürfte sich das Auslaufen der Kaufprämie für Elektroautos im Dezember 2023 negativ auf den Absatz von Kraftfahrzeugen ausgewirkt haben.

Im Großhandel lagen nicht nur die realen, sondern auch die nominalen Umsätze 2024 unter dem Niveau des Vorjahres. Real nahmen die Großhandelsumsätze um 1,8 Prozent ab (Deutschland: –0,7 Prozent). Nominal gingen die Umsätze aufgrund der gesunkenen Großhandelspreise etwas stärker zurück (–2,2 Prozent; Deutschland: –2,1 Prozent).

Die Umsätze des rheinland-pfälzischen Gastgewerbes verringerten sich 2024 nominal um 1,6 Prozent (Deutschland: +0,6 Prozent). Preisbereinigt fielen sie um 4,7 Prozent niedriger aus als im Vorjahr (Deutschland: –2,6 Prozent). Fünf Jahre nach Ausbruch der Coronapandemie hat sich das Gastgewerbe immer noch nicht vollständig von den Folgen erholt. Die Erlöse lagen 2024 preisbereinigt etwa 17 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2019 (Deutschland: –13 Prozent).

Preisbereinigter Umsatz im Gastgewerbe

Messzahl: 2015=100

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Aus- und Einfuhren sind rückläufig

Im Jahr 2024 wurden Waren im Wert von 56,5 Milliarden Euro aus Rheinland-Pfalz ins Ausland geliefert; das waren 3,1 Milliarden Euro bzw. 5,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die Ausfuhren aus Deutschland schrumpften 2024 ebenfalls, mit –1,2 Prozent allerdings nicht so stark wie die rheinland-pfälzischen Exporte. Rheinland-Pfalz und Deutschland konnten somit nicht von der Ausdehnung des Welthandelsvolumens profitieren, das nach einem Rückgang im Vorjahr 2024 wieder größer wurde (+1,8 Prozent). Dass die rheinland-pfälzischen Exporte stärker abnahmen als die deutschen Ausfuhren, ist auf überdurchschnittliche Einbußen bei den Exporten von Investitionsgütern (insbesondere Kraftwagen und Kraftwagenteile sowie Maschinen) und bei der Ausfuhr von Konsumgütern (insbesondere Pharmazeutische Erzeugnisse) zurückzuführen. 

Die Rangliste der zehn bedeutendsten rheinland-pfälzischen Handelspartner im Exportbereich blieb 2024 gegenüber dem Vorjahr unverändert. Frankreich, das traditionell wichtigste Abnehmerland, belegte weiterhin den ersten Platz unter den Handelspartnern, obwohl die Ausfuhren dorthin 2024 um 5,3 Prozent sanken. Etwa ein Zehntel der aus Rheinland-Pfalz exportierten Waren ging in das Nachbarland. Das bedeutendste Exportgut im Handel mit Frankreich sind Kraftwagen und Kraftwagenteile, deren Ausfuhr kräftig schrumpfte (–17 Prozent). In die Vereinigten Staaten von Amerika wurden neun Prozent der rheinland-pfälzischen Exporte abgesetzt. Gegenüber dem Vorjahr nahmen die Ausfuhren in die USA um zwölf Prozent ab. Für das Minus verantwortlich sind im Wesentlichen die Einbußen bei den Exporten von Maschinen sowie Pharmazeutischen Erzeugnissen. Der Wert der in die USA gelieferten Maschinen sank um 21 Prozent, sie machten aber immer noch 26 Prozent der Exporte in die Vereinigten Staaten aus. Noch stärker ging der Absatz von Pharmaprodukten zurück (–40 Prozent). Den dritten Rang unter den Handelspartnern im Exportbereich nehmen die Niederlande ein; 2024 gelangten 6,8 Prozent der rheinland-pfälzischen Ausfuhren dorthin. Der Wert der in die Niederlande gelieferten Waren war ebenfalls wesentlich geringer als im Jahr zuvor (–11 Prozent). Die Einbußen erstreckten sich über fast alle bedeutenden Güterabteilungen. Die Lieferungen nach Italien, das mit einem Exportanteil von 5,8 Prozent Rang vier unter den Handelspartnern belegt, lagen um 6,8 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Knapp dahinter folgt Polen an fünfter Stelle mit einem Anteil von 5,5 Prozent an den rheinland-pfälzischen Ausfuhren. Der Rückgang der Exporte nach Polen fiel mit –2,7 Prozent vergleichsweise moderat aus.

Exporte 2024 nach Ländern

Anteil in %

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Exporte 2024 nach ausgewählten Ländern

Veränderung zum Vorjahr in %

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Die Einfuhren nach Rheinland-Pfalz waren 2024 ebenfalls rückläufig. Es wurden Waren im Wert von 44 Milliarden Euro importiert, das waren 4,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der Wert der deutschen Einfuhren nahm 2024 ebenfalls ab; mit –3 Prozent war der Rückgang allerdings geringer als bei den rheinland-pfälzischen Importen. 

Besonders kräftig sank 2024 der Wert der Vorleistungsgüterimporte (–8,9 Prozent; Deutschland: –8,7 Prozent). Ein Grund für die geringe Nachfrage nach Vorleistungsgütern dürfte die schwache Binnenkonjunktur sein, da Vorleistungsgüter als Vorprodukte in der Industrieproduktion eingesetzt werden. Die Investitionsgüterimporte nahmen gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent ab (Deutschland: –5,6 Prozent). Hier dürfte sich unter anderem bemerkbar machen, dass sich die Unternehmen aufgrund der schwachen Konjunktur mit Investitionen in Ausrüstung wie Fahrzeuge und Maschinen zurückhielten. Die Konsumgüterimporte verringerten sich im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozent (Deutschland: +0,9 Prozent). Das Minus ist auf den deutlichen Rückgang der Einfuhr von Gebrauchsgütern wie Möbeln und Haushaltsgeräten zurückzuführen. Der Import von Verbrauchsgütern erhöhte sich sogar leicht, wozu die Einfuhr „Pharmazeutischer Spezialitäten“ mit einem Plus von 13 Prozent beitrug.

Die Rangliste der zehn wichtigsten rheinland-pfälzischen Handelspartner im Importbereich blieb 2024 nahezu unverändert. China belegte zum vierten Mal in Folge den Spitzenplatz unter den Lieferländern. Aus der Volksrepublik kamen 9,2 Prozent der gesamten rheinland-pfälzischen Einfuhren. Die Importe aus China nahmen 2024 um 4,6 Prozent ab, was insbesondere auf Einbußen bei der Einfuhr von „Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen” (–30 Prozent) und „Elektrischen Ausrüstungen” (–11 Prozent) zurückzuführen ist. Den zweiten Platz unter den Handelspartnern belegten die Niederlande mit einem Anteil von 8,3 Prozent an den rheinland-pfälzischen Einfuhren. Zwar sank der Wert der Importe aus den Niederlanden 2024 um 4,2 Prozent, der Rückgang der Einfuhren aus Frankreich war jedoch mit –8,2 Prozent wesentlich stärker, sodass das Nachbarland auf den dritten Platz zurückfiel. Hinter Belgien auf Platz vier folgten auf Rang fünf die USA als zweiter außereuropäischer Handelspartner unter den zehn wichtigsten Lieferländern.

Inflation lässt deutlich nach

Der Verbraucherpreisindex, dessen Veränderung gegenüber dem Vorjahr üblicherweise als Maß für die Inflation verwendet wird, erhöhte sich 2024 im Jahresdurchschnitt um 2,6 Prozent (Deutschland: +2,2 Prozent). Damit war die Inflationsrate 2024 zwar noch nicht einmal halb so hoch wie im Jahr zuvor, trotzdem lag sie das vierte Jahr in Folge über der für die Geldpolitik im Euroraum wichtigen Zwei-Prozent-Marke. Darüber hinaus war die Teuerung deutlich höher als im langjährigen Durchschnitt: Von der Einführung des Euro im Jahr 1999 bis 2024 stiegen die Verbraucherpreise in Rheinland-Pfalz durchschnittlich nur um 1,8 Prozent pro Jahr.

Verbraucherpreise 2024

Veränderung zum Vorjahr in %

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Um längerfristige Trends bei der Preisentwicklung unabhängig von den schwankungsanfälligen Energie- und Nahrungsmittelpreisen zu erkennen, wird die Veränderung des „Gesamtindex ohne Nahrungsmittel und Energie“ im Vergleich zum Vorjahr betrachtet; sie wird auch als Kerninflationsrate bezeichnet. Die Kerninflationsrate lag 2024 im Jahresdurchschnitt bei +3,1 Prozent (Deutschland: +3 Prozent). Sie war somit höher als die allgemeine Teuerungsrate, was mit den überdurchschnittlichen Preissteigerungen bei Dienstleistungen zusammenhängt. Während sich Waren, zu denen unter anderem auch Nahrungsmittel und Energie gehören, im Jahresdurchschnitt nur um 1,1 Prozent verteuerten, stiegen die Preise für Dienstleistungen um vier Prozent. Diese Preiserhöhungen dürften unter anderem auf Lohnsteigerungen zurückzuführen sein, die sich bei Dienstleistungen aufgrund der hohen Personalintensität stärker auf die Produktionskosten auswirken als bei Waren. Beispielsweise dürfte sich in einigen Dienstleistungsbereichen die Anhebung des Mindestlohns von zwölf Euro auf 12,41 Euro pro Stunde im Januar 2024 bemerkbar gemacht haben.

Die Energiepreise, die 2022 nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine den Inflationsschub auslösten, wirkten 2024 dämpfend auf die Teuerung. Energie war im Jahresdurchschnitt 1,5 Prozent günstiger als 2023, obwohl zu Jahresbeginn die Preisbremsen aus dem dritten Entlastungspaket der Bundesregierung für die Energieprodukte Gas, Fernwärme und Strom wegfielen und der CO2-Preis für Kraftstoffe, Heizöl und Erdgas stieg. Im längerfristigen Vergleich waren die Energiepreise trotz des kurzfristigen Rückgangs allerdings weiterhin hoch. Sie lagen 2024 um 31 Prozent über dem Jahresdurchschnitt von 2021, dem letzten Jahr vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Die Preise für Nahrungsmittel, die 2022 und 2023 ein wesentlicher Inflationstreiber waren, erhöhten sich 2024 nur moderat. Mit +1,5 Prozent blieb die Steigerung deutlich unter der allgemeinen Teuerungsrate. Aufgrund der starken Preissteigerungen der beiden Vorjahre lagen die Nahrungsmittelpreise jedoch um 28 Prozent über dem Niveau von 2021.

Wirtschaftsflaute hinterlässt Spuren am Arbeitsmarkt

Im Jahr 2024 waren in Rheinland-Pfalz 2,06 Millionen Personen erwerbstätig. Damit lag die Erwerbstätigkeit etwas unter dem Rekordniveau des Vorjahres (–3.300 Personen bzw. –0,2 Prozent). Einem Anstieg der Erwerbstätigenzahl im Dienstleistungssektor stand ein Rückgang im Produzierenden Gewerbe gegenüber. Im Dienstleistungssektor hatten 2024 rund 1,5 Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz. Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich ein Plus von 5.400 Personen bzw. 0,4 Prozent. Der Zuwachs beschränkte sich jedoch auf den größten und staatlich bzw. kommunal geprägten Teilbereich „Öffentliche und sonstige Dienstleistungen, Erziehung und Gesundheit”; dort kamen 8.800 Erwerbstätige hinzu (+1,2 Prozent). In den übrigen Dienstleistungsbereichen ging die Beschäftigung zurück. Im Bereich „Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleistungen, Grundstücks- und Wohnungswesen“ wurden 2.400 Arbeitsplätze abgebaut (–0,8 Prozent) und im Bereich „Handel, Verkehr, Gastgewerbe; Information und Kommunikation” sank die Erwerbstätigenzahl um 1.000 Personen bzw. 0,2 Prozent.

Erwerbstätige 2024

Nach ausgewählten Wirtschaftsbereichen; Veränderung zum Vorjahr in %

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz