Mikrozensus als Datenbasis für die Analyse der Erwerbsbeteiligung
Die aktuelle politische Debatte zum deutschen Arbeitsmarkt dreht sich auch um die Frage, ob in Deutschland zu wenig gearbeitet wird. Einzelne Bevölkerungsgruppen geraten dabei häufiger in den Fokus als andere, wie zum Beispiel Teilzeitbeschäftigte, Frauen, jüngere genauso wie ältere Menschen. Wie stark beteiligen sich die Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer am Erwerbsleben? Wie hat sich ihre Erwerbsbeteiligung im Zehnjahresvergleich verändert? Auf Basis von Daten des Mikrozensus wird in diesem Beitrag die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 15 bis unter 75 Jahren und ihre Beteiligung am Erwerbsleben betrachtet.
Nach dem Labour-Force-Konzept der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gliedert sich die Bevölkerung nach ihrer Beteiligung am Erwerbsleben in Erwerbspersonen – das sind Erwerbstätige und Erwerbslose – und Nichterwerbspersonen. Im Jahr 2024 lebten in Rheinland-Pfalz nach den Ergebnissen des Mikrozensus[1] knapp 3,11 Millionen Menschen im Alter von 15 bis unter 75 Jahren. Von ihnen gingen 2,12 Millionen einer Erwerbstätigkeit nach, 66.000 Personen waren erwerbslos, die übrigen 925.000 Menschen dieser Altersgruppe zählten zu den Nichterwerbspersonen.
Bevölkerung 2024 nach Beteiligung am Erwerbsleben¹
Anteil in %
1 Jahr 2024: Erstergebnis. Bevölkerung im Alter von 15 – 75 Jahren.
© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Erwerbstätigkeit von Älteren stark gestiegen
Bei 2,12 Millionen Erwerbstätigen ergab sich 2024 eine Erwerbstätigenquote – gemessen als Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung (jeweils im Alter von 15 bis unter 75 Jahren) – in Höhe von 68,1 Prozent. Dabei waren Frauen seltener erwerbstätig als Männer. Im Jahr 2024 übten 996.000 Frauen und 1,12 Millionen Männer jeweils im Alter von 15 bis unter 75 Jahren eine Erwerbstätigkeit aus. Die Erwerbstätigenquote der Frauen lag mit 64,4 Prozent deutlich unter dem entsprechenden Wert der Männer (71,8 Prozent; Differenz: 7,4 Prozentpunkte). Großen Einfluss auf die Erwerbsbeteiligung von Frauen haben die Geburt von Kindern sowie die Betreuung von Kindern oder älteren Familienangehörigen.
Für den Zeitvergleich werden in diesem Beitrag die Erstergebnisse für das Berichtsjahr 2024 mit dem Jahr 2014 verglichen. Folgende methodische Änderungen gab es in diesem Zeitraum, wodurch die zeitliche Vergleichbarkeit eingeschränkt ist:
Ab 2016: Aktualisierte Auswahlgrundlage der Stichprobe auf Basis des Zensus 2011.
Ab 2020: Neuregelung des Mikrozensus. Bevölkerung in Hauptwohnsitzhaushalten, davor Bevölkerung in Privathaushalten am Hauptwohnsitz.
Ab 2021: Geänderte Erfassung des Erwerbsstatus. Hochrechnung anhand der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2022, davor auf Basis des Zensus 2011.
Nichtsdestotrotz beteiligen sich Frauen immer mehr am Erwerbsleben. Die Erwerbstätigenquote der 15- bis unter 75-jährigen Frauen erhöhte sich in den vergangenen zehn Jahren überdurchschnittlich um 4,1 Prozentpunkte; der Abstand zur Quote der Männer betrug 2014 noch 10,1 Prozentpunkte. Zwar war auch die Quote der Männer zuletzt höher als zehn Jahre zuvor, der Anstieg gegenüber 2014 fiel mit einem Plus von 1,4 Prozentpunkten jedoch geringer aus. Insgesamt wuchs die Erwerbstätigenquote in Rheinland-Pfalz um rund 2,8 Prozentpunkte (Erwerbstätigenquote 2014: 65,4 Prozent). Nicht nur relativ, sondern auch absolut betrachtet gingen 2024 mehr Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer einer Erwerbstätigkeit nach als 2014. Die Zahl der Erwerbstätigen erhöhte sich im Zehnjahresvergleich um knapp 143.000 Personen, davon waren 83.000 Frauen und 59.000 Männer (Erwerbstätige insgesamt 2014: 1,98 Millionen; Frauen: 912.000, Männer: 1,06 Millionen). Im Vergleich zu Deutschland insgesamt bewegten sich die rheinland-pfälzischen Erwerbstätigenquoten der 15- bis unter 75-Jährigen – sowohl insgesamt als auch differenziert nach Geschlecht – auf bundesweitem Niveau (Deutschland insgesamt: 68,0 Prozent; Frauen: 64,1 Prozent, Männer: 71,9 Prozent).
Eine wichtige Determinante für die Erwerbstätigkeit ist das Alter. Beginnend mit einer niedrigen Erwerbstätigenquote in der jüngsten Altersgruppe, steigt die Erwerbsbeteiligung in den folgenden Altersgruppen an und nimmt dann in den höheren Altersgruppen wieder ab. Die – mit einer Erwerbstätigenquote von 54 Prozent – vergleichsweise geringe Erwerbsbeteiligung in der Altersgruppe der 15- bis unter 25-Jährigen liegt darin begründet, dass sich viele Personen in diesem Alter noch in schulischer Ausbildung oder im Studium befinden. Fast die Hälfte der 15- bis unter 25-Jährigen gab 2024 an, in der Berichtswoche Schülerin bzw. Schüler oder Studentin bzw. Student gewesen zu sein (49 Prozent). Verglichen mit Deutschland insgesamt waren die jungen Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer häufiger erwerbstätig; deutschlandweit erreichte die Erwerbstätigenquote der 15- bis unter 25-Jährigen einen Wert von 50,7 Prozent und war damit 3,3 Prozentpunkte niedriger als die rheinland-pfälzische Quote.
In den Altersgruppen der 25- bis unter 55-Jährigen wurden erwartungsgemäß die höchsten Erwerbstätigenquoten beobachtet; die jeweilige Quote erreichte 2024 in diesen Zehn-Jahres-Altersgruppen Werte zwischen 83,1 und 88,4 Prozent (Deutschland: 83,6 bis 87 Prozent). Bei den älteren Personen zwischen 55 und unter 65 Jahren betrug die Erwerbstätigenquote 75,4 Prozent (Deutschland: 75,1 Prozent). Menschen im Alter von 65 bis unter 75 Jahren waren selten erwerbstätig; 16 Prozent der Personen dieses Alters übten 2024 eine Erwerbstätigkeit aus (Deutschland: 15,8 Prozent).
Die junge Generation wird häufig mit dem Vorurteil konfrontiert, faul oder nicht arbeitswillig zu sein. Dabei hat die Erwerbsbeteiligung junger Menschen in den vergangenen zehn Jahren kräftig zugenommen. Den Ergebnissen des Mikrozensus zufolge legte die Erwerbstätigenquote der 15- bis unter 25-Jährigen binnen zehn Jahren um 6,2 Prozentpunkte zu. Gleichzeitig arbeiten auch immer mehr ältere Menschen. Die Erwerbstätigenquote der 55- bis unter 65-Jährigen ist im betrachteten Zeitraum um beachtliche 10,1 Prozentpunkte gestiegen, die der 65- bis unter 75-Jährigen um 6,3 Prozentpunkte.
Erwerbstätigenquote 2014 und 2024 nach Altersgruppen¹
Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung der jeweiligen Altersgruppe in %
1 Jahr 2024: Erstergebnis. Bevölkerung im Alter von 15 – 75 Jahren.
© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Unterschiede gab es auch in der Erwerbstätigkeit von Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit und Ausländerinnen und Ausländer. Mit einer Erwerbstätigenquote von 68,9 Prozent gingen deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger häufiger einer Erwerbstätigkeit nach als ausländische (63,4 Prozent). Der Abstand zwischen den beiden Quoten hat sich im Zehnjahresvergleich allerdings reduziert, von sieben Prozentpunkten in 2014 auf 5,5 Prozentpunkte in 2024 (Erwerbstätigenquote der Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit 2014: 66 Prozent, Ausländerinnen und Ausländer: 59 Prozent).
Ausländerinnen und Ausländer sind Personen, die nicht Deutsche im Sinne des Artikels 116 Absatz 1 des Grundgesetzes sind. Dazu zählen auch Staatenlose und Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit.
Doppelstaatler, also Personen mit mindestens zwei Staatsangehörigkeiten, werden in diesem Beitrag der deutschen Bevölkerung zugeordnet, wenn sie auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Doppelstaatler mit ausschließlich ausländischen Staatsangehörigkeiten zählen zu den Ausländerinnen und Ausländern.