16/2025 | Dr. Daniel Kreft | Gesundheit, Bevölkerung

Vorzeitige Sterblichkeit

Regionale Unterschiede der vorzeitig verlorenen Lebensjahre für fünf Todesursachengruppen

03. Juli 2025

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Dr. Daniel Kreft
Demograf
Referat „Analysen Staat, Soziales“
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Die vorzeitige Sterblichkeit ist ein wichtiger Indikator für die Gesundheit einer Bevölkerung. Die Betrachtung vorzeitiger Todesfälle ermöglicht es, gezielt gesundheitspolitische Maßnahmen zu entwickeln, um die Lebensqualität zu verbessern und vermeidbare Todesursachen zu reduzieren. Die Menschen der Landeshauptstadt Mainz und des Landkreises Kusel weisen die geringste Zahl und beste Entwicklung vorzeitig verlorener Lebensjahre auf, während es in den Städten Kaiserslautern und Pirmasens die meisten und negativsten Entwicklungen sind. Im Vergleich der Todesursachen sind ischämische Herzkrankheiten und bösartige Neubildungen der Bronchien und der Lunge mit Abstand die häufigsten. Die einzelnen Verwaltungsbezirke weisen auch hinsichtlich der zeitlichen Entwicklung starke Unterschiede auf. Zudem fallen die Ergebnisse für die einzelnen Todesursachengruppen uneinheitlich aus. Am stärksten verringerte sich die Zahl der vorzeitig verlorenen Lebensjahre bei den bösartigen Neubildungen, während es die stärkste Zunahme bei den Krankheiten der Leber gab.

Wichtiger Gesundheits- und Nachhaltigkeitsindikator

Die vorzeitige Sterblichkeit ist ein zentrales Maß für die Gesundheit einer Bevölkerung und ihrer zeitlichen Veränderung. Der Indikator bildet gleichzeitig – aber nicht eindeutig – abgrenzbare gesellschaftliche, medizinische, technologische und ökologische Entwicklungen ab, die sich auf den allgemeinen Gesundheitszustand und die Lebenserwartung der Menschen in bestimmten Regionen auswirken. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erklärte die vorzeitige Sterblichkeit in der kontinuierlich aktualisierten Indikatorsammlung „Health at a Glance“ als eine zentrale Kennzahl der Gesundheits- und Nachhaltigkeitsmessung.

Gleichzeitig legte die OECD in dem Bericht eine Definition zur Berechnung eines standardisierten und damit länder- und regionsübergreifend vergleichbaren Indikators fest, die auch für diesen Beitrag genutzt wird. Dieser Indikator „PYLL“ ist ein hypothetisches Maß, das die potentiell verlorenen Lebensjahre (Potential Years of Life Lost) einer Personengruppe oder einer ganzen Bevölkerung angibt. Es ist somit – ebenso wie die Lebenserwartung – ein Aggregatmaß und darf daher nicht auf der Ebene von Einzelpersonen interpretiert werden. Ähnlich der Lebenserwartung bei Geburt und der Restlebenserwartung in einer Alterskategorie baut die Kennzahl vornehmlich auf Daten eines bestimmten Berichtsjahres oder kurzen Berichtszeitraums auf. Ihm liegt also eine Periodenbetrachtung zugrunde. Konkret misst der Indikator, wie viele Lebensjahre insgesamt von allen Personen einer Bevölkerung oder Personengruppe in einem bestimmten Zeitraum (hier: in einem bestimmten Berichtsjahr) vorzeitig verloren gingen, weil diese Personen vor einem vorab festgelegten Lebensalter verstorben sind. Die OECD zieht zu diesem Zweck das 75. Lebensjahr heran; gleiches gilt für diesen Beitrag.[1]

Die Zahl der vorzeitig verlorenen Lebensjahre kann anhand bestimmter Merkmale für verschiedene Personengruppen berechnet werden, z.B. nach dem Geschlecht oder einzelnen Todesursachen, seltener auch nach sozioökonomischen oder anderen sozialen Eigenschaften. Zur Sicherstellung der Vergleichbarkeit über die Zeit, über verschiedene Regionen oder über andere Merkmale wird der Indikator in der Regel altersstandardisiert (z. B. Lebensjahre je 100.000 Personen). Für diesen Beitrag wird die Europastandardbevölkerung 2013 ohne Geschlechterunterscheidung zugrunde gelegt. Zu den Vorteilen des Indikators zählt, dass er vergleichsweise leicht zu berechnen und zu interpretieren ist sowie Vergleiche über verschiedene Regionen zulässt. Zu seinen Nachteilen zählt, dass seine Aussagekraft stark von der Qualität der Ausgangsdaten abhängt und insbesondere eine Interpretation der jeweiligen Todesursachen mit Vorsicht erfolgen sollte. Es ist oft schwer abzuschätzen, wie valide die Zuordnung einer bestimmten Todesursache ist. Denn bei der Interpretation der Ergebnisse muss unter anderem berücksichtigt werden, dass eine unbekannte Zahl der Verstorbenen weitere lebensgefährdende Erkrankungen gehabt haben kann und die bessere Versorgung der als (Haupt-)Todesursache benannten Erkrankung eventuell zum Tod an einer anderen vorhandenen Erkrankung geführt hätte. In diesem Fall bliebe die Gesamtzahl der verlorenen Lebensjahre unverändert. Unabhängig davon ist es ein zentrales Ziel nachhaltiger medizinischer Versorgung und gesundheitlicher Aufklärung einer Gesellschaft, die Zahl der vorzeitig verlorenen Lebensjahre zu verringern. Eine hohe vorzeitige Sterblichkeit ist ein Indiz für ein hohes Verbesserungspotential der gesundheitlichen Lage und bzw. oder Versorgung einer Bevölkerung.[2]

Häufigste Ursachen vorzeitiger Sterblichkeit in Deutschland

Die OECD veröffentlicht je nach Datenlage in den Mitgliedsländern die jeweils aktuellsten Berechnungen der vorzeitigen Sterblichkeit in einem Berichtsjahr; für die Bundesrepublik Deutschland ist dies getrennt nach Todesursachen das Jahr 2020. In diesem Beitrag werden solche Todesursachengruppen ausgewertet, die zum einen nicht zu viele einzelne Todesursachen umfassen und zum anderen auch von der OECD als bedeutende Todesursachengruppen eingeordnet werden. Betrachtet werden in absteigender Reihenfolge der Häufigkeit auftretender vorzeitiger Todesursachen: ischämische Herzkrankheiten (292 Jahre je 100.000 Personen), bösartige Neubildungen der Bronchien und der Lunge (269 Jahre je 100.000 Personen), Unfälle mit Todesfolge (221 Jahre je 100.000 Personen), vorsätzliche Selbstbeschädigung (208 Jahre je 100.000 Personen) und chronische Lebererkrankungen und Zirrhose (172 Jahre je 100.000 Personen). Diese fünf Gruppen machen zusammen 29 Prozent (1.161 Jahre von 4.041 Jahren je 100.000 Personen) der gesamten verlorenen Lebensjahre vor dem Erreichen des 75. Lebensjahres aus. Die Auswahl dieser Todesursachen beruht auch auf dem Umstand, dass sie stark vom Lebensstil, vom Gesundheitsbewusstsein und von der psychischen Verfassung der Personen abhängen. Der Ergebnisbericht des Projekts BURDEN 2020 des Robert Koch-Instituts identifiziert die ausgewählten Todesursachen als die bedeutendsten in Bezug auf die Gesamtzahl verlorener Lebensjahre, nutzt hierfür jedoch Daten aus dem Jahr 2017.[3]

Während die Untersuchungen der OECD Unterschiede im Niveau und in den Entwicklungstrends der vorzeitig verlorenen Lebensjahre zwischen einzelnen Staaten dokumentieren, zeigen andere Studien solche Unterschiede auch auf tieferen regionalen Ebenen. Im gemeinsamen Statistikportal der Statistischen Ämter der Länder und des Bundes[4] zum Thema Nachhaltigkeit wurden Unterschiede in der allgemeinen vorzeitigen Sterblichkeit zwischen den Bundesländern festgestellt, während Studien wie Brecht et al. (2018)[5], Wengler et al. (2021)[6], Anton et al. (2025)[7] und Böff et al. (2025)[8] auch auf Ebene der Raumordnungsregionen Disparitäten der vorzeitigen Sterblichkeit aufgedeckt haben. Dieser Beitrag verfolgt das Ziel, Unterschiede zwischen den rheinland-pfälzischen Verwaltungsbezirken zu untersuchen und gegebenenfalls Muster für ausgewählte Todesursachengruppen zu identifizieren.

Todesursachenstatistik ist zentrale Datenquelle

Zur Berechnung der vorzeitig verlorenen Lebensjahre werden Daten der amtlichen Todesursachenstatistik genutzt. Sie ermöglichen eine Differenzierung der Sterbefälle nach letztem gemeldeten Wohnort der Verstorbenen und nach Todesursachen anhand der „Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ in der deutschen Version 10 (ICD-10-GM). Für die Berechnungen werden den ischämischen Herzkrankheiten die Gruppe I20 bis I25, den bösartigen Neubildungen der Bronchien und der Lunge die Diagnose C34, den Krankheiten der Leber die Gruppe K70 bis K77, den Unfällen die Gruppe V01 bis X59 und den vorsätzlichen Selbstbeschädigungen die Gruppe X60 bis X84 zugeordnet.

Die Daten können für einzelne Verwaltungsbezirke, d. h. nach kreisfreien Städten und Landkreisen, sowie nach Lebensjahren und zusammengefassten Altersgruppen untersucht werden. Es erfolgt keine Auswertung nach Geschlecht, da die Fallzahlen der relevanten Merkmalskombinationen teilweise sehr gering und deshalb wenig aussagekräftig sind. Für die Berechnung der vorzeitigen verlorenen Lebensjahre in den verschiedenen Regionen werden die Daten der Todesursachenstatistik mit der Jahresdurchschnittsbevölkerung aus der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung zusammengeführt. So können altersgruppenspezifische Sterberaten nach Todesursachengruppen ermittelt werden.

Im Zuge der Berechnung der vorzeitigen verlorenen Lebensjahre wird unterstellt, dass die vor dem Erreichen des 75. Lebensjahres verstorbenen Personen in der Mitte des beobachteten Altersgruppenintervalls verstarben. Die Differenz zwischen dem auf diese Weise berechneten Sterbealter und dem 75. Lebensjahr gibt die Zahl der vorzeitig verlorenen Lebensjahre einer Person an. Das bedeutet, einem Kind, das vor seinem ersten Geburtstag verstirbt, wird als Sterbealter der Wert „0,5 Jahre“ zugewiesen. Damit verliert es 74,5 Lebensjahre vorzeitig. Eine verstorbene Person der Altersgruppe „70 bis 74 Jahre“ verliert dagegen 2,5 Lebensjahre vorzeitig und trägt damit weniger zur Gesamtzahl der vorzeitig verlorenen Lebensjahre bei.

Da sich die Altersstruktur in den Verwaltungsbezirken, vor allem zwischen den kreisfreien Städten und den Landkreisen zum Teil sehr deutlich unterscheidet, wird eine Altersstandardisierung vorgenommen. Als Standardbevölkerung wird der Europastandard 2013 gewählt, dem eine relativ alte Bevölkerung zugrunde liegt. Die Standardisierung erfolgt anhand von 16 Altersgruppen, die von der Gruppe der unter Einjährigen bis zur Gruppe der 70- bis 74-Jährigen reichen. Die tatsächlich beobachteten vorzeitig verlorenen Lebensjahre in den einzelnen Altersgruppen werden im Zuge der Standardisierung durch die Besetzungszahlen der Altersgruppen in der Standardbevölkerung gewichtet und anschließend zu einem Gesamtwert summiert.

Um den Einfluss von Sondereffekten einzelner Berichtsjahre (Ausreißer) zu reduzieren und gleichzeitig mögliche Effekte der Coronapandemie aufzudecken, werden die potenziell verlorenen Lebensjahre der Berichtsjahre 2017 bis 2019 sowie der Berichtsjahre 2020 bis 2022 gemittelt und die Änderung zwischen den beiden Zeiträumen als absolute Zu- oder Abnahme ausgewiesen. Es handelt sich somit um Durchschnittswerte, die auf drei Berichtsjahren beruhen.

Die Ergebnisdarstellung erfolgt zunächst in Form eines vergleichenden Überblicks über die einzelnen Todesursachengruppen für den Zeitraum 2020/22. Dabei wird auch auf regionale Unterschiede näher eingegangen. Anschließend werden die Ergebnisse des Zeitraums 2020/22 den Werten des Zeitraums 2017/19 gegenübergestellt und die Veränderungen interpretiert. Hierfür wird jeweils der Korrelationskoeffizient nach Bravais-Pearson zwischen dem Niveau des Zeitraums  und der relativen Veränderung zwischen den beiden betrachteten Zeiträumen berechnet.[9] Schließlich werden die Verwaltungsbezirke gemäß der beiden Größen jeweils in eine Rangordnung gebracht und zwei ungewichtete, additive Indizes konstruiert: Der erste berücksichtigt nur die Zahl der vorzeitig verlorenen Lebensjahre im Zeitraum 2020/22 und der zweite nur die Veränderung von 2017/19 bis 2020/22.

Regionale Unterschiede

Die Berechnungen verdeutlichen, dass die beiden einflussreichsten Todesursachengruppen in Bezug auf die vorzeitig verlorenen Lebensjahre in Rheinland-Pfalz und im gesamten Bundesgebiet identisch sind. Die Reihenfolge der übrigen betrachteten Todesursachengruppen weicht hingegen voneinander ab. Im Durchschnitt der 36 rheinland-pfälzischen Verwaltungsbezirke lag die Zahl der vorzeitig verlorenen Lebensjahre im Zeitraum  bei 406 Jahren je 100.000 Personen der verwendeten Standardbevölkerung für ischämische Herzkrankheiten, bei 360 Jahren für bösartige Neubildungen der Bronchien und der Lunge, bei 204 Jahren für Krankheiten der Leber, bei 144 Jahren für vorsätzliche Selbstschädigungen und bei 134 Jahren für Unfälle mit Todesfolge. Bundesweit lagen dagegen die Unfälle mit Todesfolge an dritter Stelle vor den vorsätzlichen Selbstbeschädigungen und den Krankheiten der Leber. Wird nicht das arithmetische Mittel, sondern der Median betrachtet, so stellen sich nur geringfügige Abweichungen ein. So ergeben sich bei der Berechnung auf Basis des Medians in Rheinland-Pfalz 399 vorzeitig verlorene Lebensjahre je 100.000 Personen der verwendeten Standardbevölkerung für ischämische Herzkrankheiten, 357 Jahre für bösartige Neubildungen der Bronchien und der Lunge, 196 Jahre für Krankheiten der Leber, 150 Jahre für vorsätzliche Selbstbeschädigungen und 128 Jahre für Unfälle mit Todesfolge.

Im Vergleich der rheinland-pfälzischen Verwaltungsbezirke ergeben sich mit Blick auf die einzelnen Todesursachengruppen teils große Spannweiten. Während die Spanne bei den ischämischen Herzkrankheiten deutlich kleiner ist als der Mittelwert (352 Jahre je 100.000 Personen der Standardbevölkerung), entspricht sie bei den bösartigen Neubildungen der Tracheen, der Bronchien und der Lunge annähernd dem Mittelwert (356 Jahre). Bei den drei anderen Gruppen ist die Spannweite der Zahl der vorzeitig verlorenen Lebensjahre zwischen den 36 Verwaltungsbezirken dagegen deutlich größer als der Mittelwert. So liegt sie bei den vorsätzlichen Selbstbeschädigungen bei 163 Jahren, bei den Unfällen mit Todesfolge bei 208 Jahren und bei den Krankheiten der Leber bei 318 vorzeitig verlorenen Lebensjahren je 100.000 Personen der Standardbevölkerung. Der Korrelationskoeffizient nach Bravais-Pearson zwischen den Mittelwerten und der Spannweite der fünf Todesursachengruppen über alle 36 Verwaltungsbezirke beträgt r=0,87 und ist damit relativ hoch. Das bedeutet, ein hohes Niveau der vorzeitig verlorenen Lebensjahre ist auch verbunden mit einer hohen regionalen Streuung.

Der Vergleich der Werte für 2020/22 mit jenen für 2017/19 verdeutlicht, dass es bei den Todesursachengruppen unterschiedliche Entwicklungen gab. Während die Zahl der vorzeitig verlorenen Lebensjahre durch bösartige Neubildungen der Bronchien und der Lunge im Mittel aller Verwaltungsbezirke um 29 Jahre je 100.000 Personen der Standardbevölkerung und die Zahl infolge von Unfällen und vorsätzliche Selbstbeschädigung jeweils um zehn Jahre sank, stieg sie entgegen langfristiger Trends bei den ischämischen Herzkrankheiten um acht Jahre und bei den Krankheiten der Leber um 22 Jahre. 

Ischämische Herzkrankheiten

Im Vergleich aller Verwaltungsbezirke zeigt sich bei den ischämischen Herzkrankheiten im Zeitraum 2020/22 die geringste Zahl vorzeitig verlorener Lebensjahre für den Landkreis Ahrweiler mit 277 Jahren je 100.000 Personen der Standardbevölkerung vor der Landeshauptstadt Mainz (284 Jahre) und dem Rhein-Pfalz-Kreis (307 Jahre). Damit haben die Menschen im Landkreis Ahrweiler im Schnitt 129 Jahre, in Mainz 122 Jahre und im Rhein-Pfalz-Kreis 99 Jahre weniger vorzeitig verloren als im Mittel aller Verwaltungsbezirke. Die höchsten Werte ergeben sich für die kreisfreie Stadt Pirmasens (629 Jahre), für den Rhein-Lahn-Kreis (593 Jahre) und den Landkreis Birkenfeld (569 Jahre). Damit verliert die Bevölkerung von Pirmasens je 100.000 Personen der Standardbevölkerung 223 Jahre, die Bevölkerung im Rhein-Lahn-Kreis 187 Jahre und die Bevölkerung vom Landkreis Birkenfeld 163 Jahre mehr als der Durchschnitt aller Verwaltungsbezirke.

Der Vergleich mit dem Zeitraum 2017/19 offenbart zum Teil extreme Unterschiede zwischen den Verwaltungsbezirken. Am stärksten nahmen die vorzeitig verlorenen Lebensjahre im Donnersbergkreis (–117 Jahre), in der kreisfreien Stadt Koblenz (–96 Jahre) und im Landkreis Kusel (–85 Jahre) ab. Diesem sehr positiven Trend stehen Verwaltungsbezirke mit deutlich negativer Entwicklung gegenüber. So lassen sich die stärksten Zuwächse für den kurzen Zeitraum für die Bevölkerungen im Rhein-Lahn-Kreis (+128 Jahre), in der Vulkaneifel (+108 Jahre) und in der kreisfreien Stadt Neustadt (+98 Jahre) beobachten. Überraschend gering ist der Zusammenhang zwischen dem Niveau der verlorenen Lebensjahre aufgrund des Todes durch ischämische Herzkrankheiten im Zeitraum 2020/22 und der Änderung gegenüber 2017/19. Der Korrelationskoeffizient nach Bravais-Pearson liegt nur bei r=0,2, was als schwacher linearer statistischer Zusammenhang interpretiert werden kann.

Die Verwaltungsbezirke mit hoher Zahl vorzeitig verlorener Lebensjahre konzentrieren sich vor allem im Westerwald, im Hunsrück, im Pfälzerwald und in der Zentraleifel. Verbesserungen im Zeitverlauf stellen sich dagegen in der östlichen und in der westlichen Eifel, dem südlichen Westerwald, dem Raum um Trier und der Westpfalz (ohne die kreisfreie Stadt Kaiserslautern) ein.

Altersstandardisierte vorzeitig verlorene Lebensjahre (PYLL) 2020/22 für ischämische Herzkrankheiten

Karte Altersstandardisierte PYLL für ischämische Herzkrankheiten 2017/2019–2020/2022
Karte Altersstandardisierte PYLL für ischämische Herzkrankheiten 2017/2019–2020/2022
2020/22 Änderung 2020/22 zu 2017/19
VerwaltungsbezirkPYLLAbweichung  VerwaltungsbezirkPYLLAbweichung 
Ahrweiler277-129 Donnersbergkreis-117-139 
Mainz, St.284-122 Koblenz, St.-96-98 
Rhein-Pfalz-Kreis307-99 Kusel-85-97 
Mainz-Bingen320-86 Trier, St.-69-87 
Trier, St.324-82 Neuwied-61-73 
     
Worms, St.47670 Landau i. d. Pf., St.8076 
Altenkirchen (Ww.)47973 Frankenthal (Pfalz), St.88120 
Birkenfeld569163 Neustadt a. d. W., St.98124 
Rhein-Lahn-Kreis593187 Vulkaneifel108127 
Pirmasens, St.629223 Rhein-Lahn-Kreis128216 
       
Mittelwert406  Mittelwert8 
Median399  Median11 
Spanne352  Spanne245 

Bösartige Neubildungen der Bronchien und der Lunge

Die Ergebnisse für die bösartigen Neubildungen der Bronchien und der Lunge unterscheiden sich regional von den Ergebnissen für die ischämischen Herzkrankheiten. Die geringsten vorzeitigen Verluste von Lebensjahren für diese Todesursachengruppe werden im Zeitraum 2020/22 für die kreisfreie Stadt Neustadt an der Weinstraße (220 Lebensjahre je 100.000 Personen der Standardbevölkerung), für die Landeshauptstadt Mainz (262 Jahre) und für die Südwestpfalz (263 Jahre) ermittelt. Somit verlor die Bevölkerung von Neustadt 139 Jahre, die Bevölkerung von Mainz 98 Jahre und die Bevölkerung der Südwestpfalz 97 Jahre weniger als der Durchschnitt aller Verwaltungsbezirke. Die ungünstigsten Werte wiesen im Zeitraum 2020/22 die kreisfreien Städte Pirmasens (576 Jahre) und Zweibrücken (487 Jahre) und der Landkreis Bad Kreuznach (484 Jahre) auf. Für die Bevölkerung von Pirmasens sind das im Vergleich zum Durchschnitt aller 36 rheinland-pfälzischen Verwaltungsbezirke 216 vorzeitig verlorene Lebensjahre je 100.000 Personen der Standardbevölkerung mehr, für die Bevölkerung von Zweibrücken 127 Jahre und für die Bevölkerung im Landkreis Bad Kreuznach 124 Jahre.

Gegenüber dem Niveau der vorzeitig verlorenen Lebensjahre im Vergleichszeitraum 2017/19 stellen sich für einige Verwaltungsbezirke positive Entwicklungen ein. So sank die Zahl der vorzeitig verlorenen Lebensjahre für die Bevölkerung in der kreisfreien Stadt Worms um 193 Jahre, für die Bevölkerung in der kreisfreien Stadt Neustadt um 167 Jahre und für die Bevölkerung im Landkreis Ahrweiler um 116 Jahre. Auf der anderen Seite gab es die höchsten Zuwächse in den Landkreisen Bad Kreuznach (+88 Jahre), Birkenfeld (+86 Jahre) und Neuwied (+39 Jahre). 

Die Veränderungen der vorzeitig verlorenen Lebensjahre zwischen den beiden Beobachtungszeiträumen stehen in einem schwachen positiven linearen statistischen Zusammenhang mit den Zustandswerten im Zeitraum 2020/22. Der Korrelationskoeffizient liegt bei r=0,4. Die Verwaltungsbezirke in der Pfalz und viele Verwaltungsbezirke entlang des Rheins weisen relativ wenige vorzeitig verlorene Lebensjahre aufgrund von bösartigen Neubildungen der Bronchien und der Lunge auf. Zuwächse der Zahl der vorzeitig verlorenen Lebensjahre gab es vor allem in den Verwaltungsbezirken im Hunsrück und entlang der Mosel.

Altersstandardisierte vorzeitig verlorene Lebensjahre (PYLL) 2020/22 für bösartige Neubildungen der Bronchien und der Lunge

Karte Altersstandardisierte PYLL für bösartige Neubildungen der Bronchien und der Lunge 2017/2019–2020/2022
Karte Altersstandardisierte PYLL für bösartige Neubildungen der Bronchien und der Lunge 2017/2019–2020/2022
2020/22 Änderung 2020/22 zu 2017/19
VerwaltungsbezirkPYLLAbweichung  VerwaltungsbezirkPYLLAbweichung 
Neustadt a. d. W., St.220-139  Worms, St.

-193

-164

Mainz, St.262-98  Neustadt a. d. W., St.

-167

-138

Südwestpfalz263-97  Ahrweiler

-116

-87

Alzey-Worms273-87  Mainz, St.

-113

-84

Südliche Weinstraße286-73  Landau i. d. Pfalz, St.

-78

-49

   

 

 

Neuwied43576  Zweibrücken, St.

31

60

Ludwigshafen a. Rh., St.480120  Bernkastel-Wittlich

36

65

Bad Kreuznach484124  Neuwied

39

68

Zweibrücken, St.487127  Birkenfeld

86

115

Pirmasens, St.576216  Bad Kreuznach

88

117

       
Mittelwert360  Mittelwert-29 
Median357  Median-25 
Spanne356  Spanne281