Fazit
Die Ergebnisse belegen zum Teil bemerkenswerte Unterschiede zwischen den Verwaltungsbezirken, wenn man die Todesursachengruppen untereinander im Niveau und im Trend über die Zeit vergleicht. Die ischämischen Herzkrankheiten verursachen in Rheinland-Pfalz wie auch im Bund die meisten vorzeitig verlorenen Lebensjahre, wobei es absolut mehr Jahre im Land als in Deutschland sind. In absoluten Werten ergibt sich im Vergleich der rheinland-pfälzischen Verwaltungsbezirke die größte Spanne bei den bösartigen Neubildungen der Bronchien und der Lunge. In dieser Todesursachengruppe ergibt sich im Zeitverlauf auch der stärkste durchschnittliche Rückgang bei den vorzeitig verlorenen Lebensjahren. Einen fast gleich starken Rückgang gab es bei den vorzeitig verlorenen Lebensjahren aufgrund von Unfällen und aufgrund von vorsätzlicher Selbstbeschädigung, während jene aufgrund von Krankheiten der Leber relativ stark zunahmen. Die Entwicklungen für die einzelnen Todesursachen sind somit unterschiedlich und ohne klares Muster.
Die ausgewählten Erkrankungen sind stark assoziiert mit Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, riskanten Lebensweisen, der Art der Ernährung und der Häufigkeit und Regelmäßigkeit sportlicher Aktivitäten, aber auch mit psychischen Ressourcen oder Einflussfaktoren. All diesen Einflüssen sind zumeist soziale, sozioökonomische und persönliche Merkmale wie Bildung, Einkommen und Vermögen, Gesundheitswissen und -bewusstsein, aber auch der familiäre, der partnerschaftliche sowie der kulturelle Hintergrund und mögliche sprachliche Barrieren zwischen Patientinnen und Patienten einerseits und Ärztinnen und Ärzten andererseits ursächlich direkt und indirekt vorgelagert. Diese Merkmale wiederum stehen in einem wechselseitigen Einfluss mit Faktoren des Wohnumfelds wie der Luftqualität, Lärm, dem Sicherheitsgefühl und der Kriminalitätswahrnehmung, der medizinischen Versorgungslage oder der Erreichbarkeit lebensnotwendiger Einrichtungen wie Krankenhäuser, Apotheken und soziale Begegnungsstätten.
Die diesem Beitrag zugrundeliegenden Daten der Todesursachenstatistik enthalten keine direkten Informationen, die über die eingangs genannten hinausgehen, etwa zu persönlichen Merkmalen der Verstorbenen oder zum (nahen) Wohnumfeld. Jedoch ist vor allem an der Zusammenfassung der Ergebnisse der fünf ausgewählten Todesursachengruppen auf Basis der Rangskalen zu erkennen, dass es keine eindeutigen Unterschiede zwischen den kreisfreien Städten und den Landkreisen gibt. So verloren Menschen in Mainz im Zeitraum 2020/22 die wenigsten Lebensjahre vorzeitig, während es bei den Menschen in den kreisfreien Städten Kaiserslautern und Pirmasens die meisten waren. Es liegt also ein komplexeres Zusammenhangsmuster vor, welches über die demografische und sozioökonomische Zusammensetzung der Einwohnerinnen und Einwohner hinausgeht. Gelänge es, in weiterführenden Untersuchungen die dominanten Einflussfaktoren zu ermitteln, so könnten gezielte Maßnahmen identifiziert werden, die die Gesundheit der Personen in allen Verwaltungsbezirken, aber vor allem in jenen mit besonders ungünstigen Ausgangslagen bzw. mit besonders ungünstigen Entwicklungen, langfristig verbessern.