16/2025 | Dr. Daniel Kreft | Gesundheit, Bevölkerung

Vorzeitige Sterblichkeit

Regionale Unterschiede der vorzeitig verlorenen Lebensjahre für fünf Todesursachengruppen

20. Juli 2025

Krankheiten der Leber

Auf dem dritten Platz einer Rangliste der untersuchten fünf Todesursachengruppen steht die Sterblichkeit an Krankheiten der Leber. In dieser Gruppe ist die regionale Streuung im Zeitraum 2020/22 gemessen an den absoluten Werten geringer als bei den beiden zuvor betrachteten Todesursachengruppen. Die geringsten vorzeitigen Verluste von Lebensjahren infolge von Sterblichkeit durch Krankheiten der Leber gab es in der Südwestpfalz (113 Jahre je 100.000 Personen der Standardbevölkerung), im Landkreis Trier-Saarburg (121 Jahre) und im Landkreis Kusel (129 Jahre). Im Vergleich zum Durchschnitt aller Verwaltungsbezirke sind es in der Südwestpfalz 92 Jahre, im Landkreis Trier-Saarburg 83 Jahre und im Landkreis Kusel 76 Jahre weniger vorzeitig verlorene Lebensjahre. Im Gegensatz dazu stehen die kreisfreien Städte Pirmasens (431 Jahre), Ludwigshafen (323 Jahre) und Landau in der Pfalz (309 Jahre) am Ende der Rangreihe. In diesen Verwaltungsbezirken beträgt der Abstand zum Mittelwert in Pirmasens 226 Jahre, in Ludwigshafen 119 Jahre und in Landau 104 Jahre.

Im Zeitverlauf ist zu erkennen, dass es nur sehr wenige Verwaltungsbezirke gibt, die einen Rückgang der vorzeitig verlorenen Lebensjahre durch Sterblichkeit an Erkrankungen der Leber aufweisen. Für die Bevölkerung im Landkreis Kusel stellt sich mit einer Verringerung um 137 Jahre die größte Verbesserung ein. Es folgen die Einwohnerinnen und Einwohner der kreisfreien Stadt Kaiserslautern (–115 Jahre) und des Landkreises Ahrweiler (–36 Jahre). Ungünstig entwickelte sich die Zahl der vorzeitig verlorenen Lebensjahre in dieser Todesursachengruppe dagegen insbesondere in den kreisfreien Städten Pirmasens (+108 Jahre), Koblenz (+106 Jahre) und Frankenthal (+104 Jahre).

Der lineare statistische Zusammenhang zwischen dem Niveau von 2020/22 und der Veränderung gegenüber 2017/19 ist mit r=0,5 mittelstark. Auffällig ist, dass es vor allem die kreisfreien Städte sind, die in dieser Todesursachengruppe im Zeitraum  die höchsten Verluste an Lebensjahren aufweisen. Sie erlebten zumeist auch eine negative Entwicklung im Zeitvergleich, jedoch gab es diese Entwicklung auch in einigen Landkreisen in der Eifel sowie in den Regionen Rheinhessen-Nahe und Westpfalz.

Altersstandardisierte vorzeitig verlorene Lebensjahre (PYLL) 2020/22 für Krankheiten der Leber

2020/22 Änderung 2020/22 zu 2017/19
VerwaltungsbezirkPYLLAbweichung  VerwaltungsbezirkPYLLAbweichung 
Südwestpfalz113-92 Kusel

-137

-159

Trier-Saarburg121-83 Kaiserslautern, St.

-115

-137

Kusel129-76 Ahrweiler

-36

-58

Alzey-Worms137-67 Südwestpfalz

-29

-51

Cochem-Zell140-64 Mainz, St.

-28

-50

   

 

 

Zweibrücken, St.28682 Neustadt a. d. W., St. 

82

60

Frankenthal (Pfalz), St.305101 Donnersbergkreis

102

80

Landau i. d. Pfalz, St.309104 Frankenthal (Pfalz), St. 

104

82

Ludwigshafen a. Rh., St.323119 Koblenz, St.

106

84

Pirmasens, St.431226 Pirmasens, St.

108

85

       
Mittelwert204  Mittelwert22 
Median196  Median22 
Spanne318  Spanne244 

Vorsätzliche Selbstbeschädigung

Die geringste Spannweite zwischen den rheinland-pfälzischen Verwaltungsbezirken im Vergleich der fünf Todesursachengruppen weisen die vorsätzlichen Selbstbeschädigungen auf. Hier reichen die geringsten potentiellen Verluste von Lebensjahren von 54 Jahren je 100.000 Personen der Standardbevölkerung in der kreisfreien Stadt Zweibrücken bis zu 217 Jahren im Landkreis Cochem-Zell. Nur vergleichsweise wenige Lebensjahre verlieren die Menschen vorzeitig zudem im Eifelkreis Bitburg-Prüm (79 Jahre) und in der kreisfreien Stadt Speyer (94 Jahre). Relativ viele sind es dagegen im Landkreis Cochem-Zell und auch in den Landkreisen Bernkastel-Wittlich (197 Jahre) und Mayen-Koblenz (189 Jahre). Im Vergleich zum Durchschnitt aller Verwaltungsbezirke sind dies also 90 Jahre für Zweibrücken, 65 Jahre für den Eifelkreis Bitburg-Prüm und 50 Jahre für Speyer weniger und 74 Jahre für Cochem-Zell, 53 Jahre für Bernkastel-Wittlich und 45 Jahre für Mayen-Koblenz mehr.

Ein Vergleich der beiden Beobachtungszeiträume zeigt, dass die größten Rückgänge an vorzeitig verlorenen Lebensjahren dieser Todesursachengruppe in den kreisfreien Städten Landau (–194 Jahre) und Zweibrücken (–131 Jahre) sowie im Landkreis Vulkaneifel (–110 Jahre) auftraten. Gegenläufige Entwicklungen gab es vor allem im Landkreis Cochem-Zell (+85 Jahre), in der kreisfreien Stadt Neustadt (+64 Jahre) und im Landkreis Kaiserslautern (+54 Jahre).

Bei den vorsätzlichen Selbstbeschädigungen besteht ein relativ starker linearer statistischer Zusammenhang zwischen dem Niveau der vorzeitig verlorenen Lebensjahre im Zeitraum  und der Veränderung über die Zeit. Der Korrelationskoeffizient liegt bei r=0,7. Regional konzentrieren sich die Verluste von Lebensjahren durch diese Todesursachengruppe vor allem in den Verwaltungsbezirken in der West- und Südeifel sowie in und um die kreisfreie Stadt Kaiserslautern. In diesen Verwaltungsbezirken gab es auch die höchsten Anstiege im Berichtszeitraum.

Altersstandardisierte vorzeitig verlorene Lebensjahre (PYLL) 2020/22 für vorsätzliche Selbstbeschädigung

2020/22 Änderung 2020/22 zu 2017/19
VerwaltungsbezirkPYLLAbweichung  VerwaltungsbezirkPYLLAbweichung 
Zweibrücken, St.54-90 Landau i. d. Pfalz, St.

-194

-184

Eifelkreis Bitburg-Prüm79-65 Zweibrücken, St.

-131

-122

Speyer, St.94-50 Vulkaneifel

-110

-100

Mainz-Bingen99-45 Eifelkreis Bitburg-Prüm

-81

-71

Mainz, St.102-42 Birkenfeld

-73

-64

   

 

 

Worms, St.18036 Südwestpfalz

48

58

Kaiserslautern, St.18238 Germersheim

48

58

Mayen-Koblenz18945 Kaiserslautern

54

64

Bernkastel-Wittlich19753 Neustadt a. d. W., St.

64

73

Cochem-Zell21774 Cochem-Zell

85

95

       
Mittelwert144  Mittelwert-10 
Median150  Median3 
Spanne163  Spanne279 

Unfälle mit Todesfolge

Die Unfälle mit Todesfolge nehmen bei den vorzeitig verlorenen Lebensjahren im Vergleich der fünf untersuchten Todesursachengruppen bundesweit den dritten, in Rheinland-Pfalz jedoch den fünften Platz ein. Die Zahl der hierdurch vorzeitig verlorenen Lebensjahre liegt im Durchschnitt aller Verwaltungsbezirke nur knapp hinter jener bei den vorsätzlichen Selbstbeschädigungen. Im Vergleich der Verwaltungsbezirke verzeichneten im Zeitraum 2020/22 die Bevölkerungen der kreisfreien Stadt Ludwigshafen (70 Jahre je 100.000 Personen der Standardbevölkerung), des Landkreises Kusel (72 Jahre) und der kreisfreien Stadt Landau (79 Jahre) die wenigsten vorzeitig verlorenen Lebensjahre. Die Bevölkerungen des Landkreises Ahrweiler (278 Jahre), der kreisfreien Stadt Pirmasens (242 Jahre) und der kreisfreien Stadt Kaiserslautern (214 Jahre) weisen dagegen die meisten vorzeitig verlorenen Lebensjahre auf. Ludwigshafen unterschreitet den Durchschnitt aller Verwaltungsbezirke um 64 Jahre. In Kusel sind es 61 und in Landau 54 Jahre weniger. Überdurchschnittliche Werte ergeben sich dagegen für den Landkreis Ahrweiler (+145 Jahre) sowie für die kreisfreien Städte Pirmasens (+109 Jahre) und Kaiserslautern (+81 Jahre).

Bei den vorzeitig verlorenen Lebensjahren durch tödliche Unfälle gibt es generell einen leicht positiven Trend, d. h. im Mittel aller Verwaltungsbezirke reduzierte sich die Zahl. In den Landkreisen Kusel (–84 Jahre) und Altenkirchen (–69 Jahre) sowie in der kreisfreien Stadt Ludwigshafen (–55 Jahre) sanken die Werte im Zeitvergleich am stärksten. Einige wenige Bevölkerungen zeigen aber auch deutliche Verschlechterungen hinsichtlich der vorzeitig verlorenen Lebensjahre. So stiegen sie im Landkreis Ahrweiler um 181 Jahre, in der kreisfreien Stadt Zweibrücken um 116 Jahre und im Donnersbergkreis um 58 Jahre. Die sehr hohe Zahl im Landkreis Ahrweiler ist mit der Flutkatastrophe im Jahr 2021 zu erklären, welches als einmaliges Ereignis zur Verzerrung der langfristigen Zahlenreihen führt.

Mit einem Korrelationskoeffizienten von r=0,7 kann ein relativ starker linearer statistischer Zusammenhang zwischen der zeitlichen Entwicklung und dem Niveau der vorzeitig verlorenen Lebensjahre in den Jahren 2020/22 belegt werden. Auffällig bei der regionalen Verteilung ist, dass die geringsten Verluste an Lebensjahren durch Unfälle in den Verwaltungsbezirken entlang des Rheins sowie in großen Teilen der Eifel verzeichnet wurden. In den meisten dieser Verwaltungsbezirke haben sich die Werte zwischen den beiden Beobachtungszeiträumen verbessert, wobei es vom Landkreis Ahrweiler im Norden bis zur Südwestpfalz im Süden Verwaltungsbezirke gibt, in denen es zum Teil zu sehr starken Zuwächsen an vorzeitig verlorenen Lebensjahren kam.

Altersstandardisierte vorzeitig verlorene Lebensjahre (PYLL) 2020/22 für Unfälle mit Todesfolge

2020/22 Änderung 2020/22 zu 2017/19
VerwaltungsbezirkPYLLAbweichung  VerwaltungsbezirkPYLLAbweichung 
Ludwigshafen a. Rh., St.70-64 Kusel

-84

-74

Kusel72-61 Altenkirchen (Ww.)

-69

-59

Landau i. d. Pfalz, St.79-54 Ludwigshafen a. Rh., St.

-55

-45

Mainz, St.81-52 Mayen-Koblenz

-53

-43

Vulkaneifel88-46 Landau i. d. Pfalz, St.

-51

-41

   

 

 

Birkenfeld17642 Kaiserslautern, St.

39

49

Zweibrücken, St.20167 Südwestpfalz

54

64

Kaiserslautern, St.21481 Donnersbergkreis

58

68

Pirmasens, St.242109 Zweibrücken, St.

116

126

Ahrweiler278145 Ahrweiler

181

191

       
Mittelwert134  Mittelwert-10 
Median128  Median-24 
Spanne208  Spanne264 

Zusammenfassung der Ergebnisse

Durch die Vergabe von Rängen für die Verwaltungsbezirke getrennt nach den fünf ausgewählten Todesursachengruppen und die anschließende Aufsummierung in Form eines ungewichteten Index können diejenigen kreisfreien Städte und Landkreise identifiziert werden, deren Bevölkerung eine besonders günstige oder eine besonders ungünstige gesundheitliche Lage aufweist und wie sich diese im Zeitverlauf änderte. Im Zeitraum 2020/22 verzeichneten die Landeshauptstadt Mainz gefolgt von den Landkreisen Trier-Saarburg, Mainz-Bingen, dem Rhein-Pfalz-Kreis und dem Landkreis Alzey-Worms die wenigsten verlorenen Lebensjahre. Die fünf Verwaltungsbezirke mit den ungünstigsten gesundheitlichen Bedingungen sind in absteigender Reihenfolge die Landkreise Birkenfeld, Altenkirchen und Bad-Kreuznach sowie die kreisfreien Städte Kaiserslautern und Pirmasens.

Eine andere Reihenfolge ergibt sich, wenn die Ränge für die Veränderung der vorzeitig verlorenen Lebensjahre zwischen den beiden Beobachtungszeiträumen in einem zusammengesetzten Index ausgewertet werden. In dem Fall weisen der Landkreis Kusel, die kreisfreien Städte Mainz und Ludwigshafen sowie die Landkreise Ahrweiler und Altenkirchen die besten Entwicklungstrends auf. Demgegenüber stehen der Rhein-Hunsrück-Kreis, die kreisfreie Stadt Kaiserslautern sowie die Landkreise Mainz-Bingen, Cochem-Zell und Bad Kreuznach am Ende der Rangreihung.

Werden die beiden Indexwerte der Verwaltungsbezirke zueinander ins Verhältnis gesetzt und in einem Koordinatensystem verortet, wird deutlich, dass sich einige Verwaltungsbezirke in auffälliger Distanz zu den Mittelwerten der Verwaltungsbezirke bzw. zum Schnittpunkt der beiden Mittelwerte positionieren. Die gesundheitliche Lage und ihre Entwicklung können in der Landeshauptstadt Mainz und im Landkreis Kusel als sehr viel positiver beurteilt werden als beispielsweise im Landkreis Bad Kreuznach und in den kreisfreien Städten Kaiserslautern und Pirmasens. Die Einwohnerinnen und Einwohner in den Landkreisen Trier-Saarburg, Mainz-Bingen und Cochem-Zell erlebten im Zeitverlauf zwar eine deutliche Verschlechterung, hatten aber im Zeitraum 2020/22 immer noch eine sehr gute Position im Vergleich aller Verwaltungsbezirke. Für die kreisfreie Stadt Ludwigshafen dagegen lässt sich eine relativ geringe Veränderung im Zeitvergleich nachweisen, dafür liegt sie aber im Zeitraum 2020/22 auf einem der hinteren Ränge im Vergleich der Verwaltungsbezirke. Der Großteil der Bezirke streut um den Schnittpunkt der Mittelwerte in ähnlicher Distanz.

Index des Status 2020/22 und Index der Änderung von 2017/19 zu 2020/22