17/2025 | Petra Wohnus, Inga Haferstock | Außenhandel

China als Handelspartner

Bedeutung für den rheinland-pfälzischen Außenhandel

07. Juli 2025

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Petra Wohnus
Diplom-Volkswirtin
Referat „Unternehmensstatistiken“
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Inga Haferstock
Ethnologin (M.A.)
Referat „Unternehmensstatistiken"
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Im Zentrum des rheinland-pfälzischen Außenhandels stehen die Partnerländer der Europäischen Union: Gut 58 Prozent der Exporte gingen 2024 in die EU-Länder. Bei den Importen betrug der Anteil sogar 62 Prozent. Neben diesem ausgeprägten regionalen Schwerpunkt sind auch die Außenhandelsbeziehungen zu China für die rheinland-pfälzische Wirtschaft von großer Bedeutung. Nicht zuletzt, weil die Warenwerte der Importe aus China das Ranking aller Importländer anführen. Seit 2009 sind die Importwerte um 205 Prozent gestiegen. Die Zuwächse bei den Exporten lagen bei 90 Prozent.

Arbeitsteilung, Wohlstand und Außenhandel

Arbeitsteilige Prozesse sind in unserem heutigen Alltag selbstverständlich. Es gehört zur Normalität in betrieblichen Herstellungsprozessen, dass zur Produktion eines Gutes externe Vorleistungen bezogen werden, die auch von ausländischen Unternehmen stammen können. Umgekehrt fließen Produkte deutscher Unternehmen als Vorleistung in die Gütererstellung anderer Produzenten ein. Die Vorzüge dieser Spezialisierungen wurden bereits schon früh von führenden Ökonomen wie Adam Smith (1723–1790) oder David Ricardo (1772–1823) erkannt. Adam Smith formulierte Zusammenhänge zwischen Arbeitsteilung und Produktivitätssteigerungen in seinem Werk „Wohlstand der Nationen“. David Ricardo übertrug dieses Prinzip mit der Theorie der komparativen Kostenvorteile auf den internationalen Handel und erklärte damit grenzüberschreitende Spezialisierungen.[1]

Die Produktivitätssteigerungen im Zuge der Spezialisierung der Unternehmen resultieren aus gesunkenen Stückkosten. Niedrigere Herstellungskosten bedeuten in der Regel niedrigere Verkaufspreise. Sowohl die Konsumenten als auch die Produzenten profitieren von diesen Mechanismen, da geringere Ausgaben die Freiräume für weitere Konsumaktivitäten erhöhen. Diese wiederum bilden die Grundlage für Wohlstandssteigerungen. Mit der arbeitsteiligen Organisation der Wirtschaftsprozesse kommt es zwangsläufig zu Handelsbeziehungen. Der Handel führt wiederum zu wachsenden Absatzmärkten und damit zu einer weiteren, tiefer gehenden Spezialisierung. Durch eine Arbeitsteilung über Ländergrenzen hinweg können Firmen globale Lieferketten aufbauen, die wiederum zu einem zunehmenden Außenhandel führen. Ein weiterer Treiber für internationale Handelsaktivitäten stellt die ungleiche Verteilung der natürlichen Ressourcen dar. Länder mit knappen Vorkommen importieren diese, während ressourcenreiche Staaten exportieren. 

Vor diesem Hintergrund ist sehr gut nachvollziehbar, weshalb Länder bemüht sind, eine bedeutende Rolle in der internationalen Arbeitsteilung und dem globalen Wettbewerb einzunehmen. Um Einschätzungen über die Entwicklungen der Außenhandelsaktivitäten zu gewinnen ist eine sorgfältige und seriöse Berichterstattung unerlässlich. Vorliegender Beitrag informiert im Schwerpunkt über die Austauschbeziehungen der rheinland-pfälzischen Wirtschaft mit der chinesischen Volksrepublik. Neben der Betrachtung der langfristigen Veränderungen werden vor allem die Entwicklungen während und nach den Jahren der Coronapandemie detaillierter analysiert. Zu einer weiteren Einordnung der Ergebnisse werden für ausgewählte Aspekte Vergleiche mit den Entwicklungen in Deutschland vorgenommen. Grundlage bildet die Außenhandelsstatistik.  

Die Außenhandelsstatistik für Rheinland-Pfalz erfasst zum einen die Waren, die von Rheinland-Pfalz aus ins Ausland ausgeführt werden, und zum anderen die Waren, die von dort nach Rheinland-Pfalz eingeführt werden. Die Außenhandelsstatistik wird zentral vom Statistischen Bundesamt für die Bundesrepublik Deutschland erhoben und nach Ländern und Warenarten gegliedert aufbereitet. Die Erfassung der Warenbewegungen mit den Mitgliedsländern der EU (Intrahandel) erfolgt direkt bei den Unternehmen. Die Warenbewegungen mit den Ländern außerhalb der EU (Extrahandel) werden im Rahmen der Zollverfahren ermittelt. Die Importe umfassen alle eingehenden Waren (Generalhandel), während die Exporte den Handel über Zolllager und Freizonen nicht enthalten.

Hohe Exportorientierung in Deutschland

Für Deutschland, als vergleichsweise „kleineres“ Land gemessen an der Bevölkerszahl, sind die ausländischen Volkswirtschaften wichtige Absatzmärkte. Im Ranking der bedeutendsten Exportnationen belegte Deutschland im Jahr 2023 mit einem Exportvolumen von 1.697 Milliarden US-Dollar den dritten Platz. „Exportweltmeister“ war die chinesische Volksrepublik mit einem rund doppelt so hohen Exportwert in Höhe von 3.380 Milliarden US-Dollar. Auf dem zweiten Platz lagen die USA mit 2.019 Milliarden US-Dollar an Warenausfuhren. Dabei weisen China und Deutschland einen Exportüberschuss auf: In China überstiegen die Exporte die Importe um 823 Milliarden US-Dollar; in Deutschland lag der Überschuss bei 228 Milliarden US-Dollar. Dagegen importierten die USA mehr als sie exportierten. Deshalb fiel hier die Exportbilanz mit –1.150 Milliarden US-Dollar negativ aus.[2]

Bevölkerung, Bruttoinlandsprodukt und Außenhandel nach ausgewählten Ländern

Weltkarte mit Markierungen bei den USA, Deutschland und China

BIP pro Kopf in USD

3.	Tabelle mit der Bevölkerung 2023, Bruttoinlandsprodukt 2024, Warenexporten und -importen 2023 für die USA, Deutschland und China.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Die hohe Einbindung der deutschen Wirtschaft in den internationalen Handel zeigt sich an der hohen Exportquote, gemessen als Anteil der Exportwerte für Waren und Dienstleistungen am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Im Jahr 2023 betrug dieser Anteilswert 43,4 Prozent. Das heißt, gut 43 Prozent der erstellten Waren und Dienstleistungen in Deutschland fanden ihre Bestimmung auf ausländischen Absatzmärkten. Die Vergleichswerte für China und die USA lagen deutlich niedriger: China exportierte knapp ein Fünftel der produzierten Waren und Dienstleistungen und in den USA waren es sogar nur elf Prozent.[3] Die inländischen Märkte spielen somit in China und vor allem in den USA eine deutlich größere Rolle, da hier der hauptsächliche Absatz der Güter und Dienstleistungen erfolgt. 

Der hohe Wert der Exportquote ist einerseits ein Indiz für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Produkte und Dienstleistungen. Allerdings steigt mit zunehmender Exportorientierung auch die Abhängigkeit von Entwicklungen im Ausland. Entsprechend geringer fallen in Deutschland die Gestaltungsmöglichkeiten aus, auf krisenhafte wirtschaftliche Entwicklungen zu reagieren, wenn die Ursachen der Entwicklungen jenseits der Außengrenzen liegen. 

Rheinland-Pfalz: Weniger Ex- und Importe

Im Jahr 2024 exportierte die rheinland-pfälzische Wirtschaft Waren im Wert von 56,3 Milliarden Euro ins Ausland, das waren 5,7 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Bereits 2023 wurden drei Prozent weniger Waren als im Vorjahr 2022 ausgeführt. Im Jahr 2022 markierten die Ausfuhren mit 61,5 Milliarden einen bisherigen Höchststand. Da die gehandelte Menge 2022 unter den Werten des Vorjahres lag, ist davon auszugehen, dass der Anstieg der Warenwerte auf Preissteigerungen zurückzuführen ist. 

Exporte aus Rheinland-Pfalz 2024¹

Anteil in %

1  Jahr 2024 vorläufig.

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Mit 58 Prozent waren im Jahr 2024 die Bündnispartner der EU die wichtigsten Absatzmärkte der rheinland-pfälzischen Waren. Die meisten Exporte gingen mit einem Warenwert von 5,7 Milliarden Euro nach Frankreich. In die USA, dem zweitplatzierten Absatzmarkt, wurden Waren im Wert von 5,1 Milliarden Euro ausgeführt. Auf den weiteren Plätzen folgten die Niederlande und Italien mit Exporten in Höhe von 3,8 bzw. 3,3 Milliarden Euro. Alle vier Nationen verzeichneten 2024 geringere Exporte aus Rheinland-Pfalz als im Vorjahr: In Frankreich lag die Abnahme bei 6,2 Prozent; in den USA und Niederlanden sogar bei knapp zwölf bzw. elf Prozent. Die Ausfuhren nach Italien reduzierten sich um 7,9 Prozent.