14/2025 | Simone Emmerichs | Bevölkerung, Volkswirtschaft, Arbeit, Tourismus

Rheinland-Pfalz regional: Neustadt an der Weinstraße

Gastgeberin des diesjährigen Landesfestes

22. Mai 2025

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Niedriges Wanderungsgeschehen, Geburtenrate über Städtedurchschnitt

Im Jahr 2023 zogen mehr Menschen nach Neustadt an der Weinstraße (3.029) als aus der Stadt abwanderten (2.725). Bezogen auf 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner belief sich der Wanderungsüberschuss auf 5,8 Personen und war damit niedriger als im Durchschnitt der kreisfreien Städte (9,3) und in Rheinland-Pfalz insgesamt (8,0). Im Vergleich zu den anderen kreisfreien Städten in Rheinland-Pfalz entfällt nur ein geringer Anteil von 17 Prozent der Nettozuwanderung auf jüngere Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren. Im Durchschnitt der kreisfreien Städte liegt dieser Anteil bei 84 Prozent. Dies dürfte vor allem auf den Zuzug junger Erwachsener in Universitätsstädte zurückzuführen sein. In den vergangenen zehn Jahren war der Wanderungssaldo durchgehend positiv, d. h. es zogen mehr Menschen zu als fortzogen. Der höchste Wanderungsüberschuss in Neustadt wurde 2022 mit 812 Personen registriert. In diesem Jahr wurde die höchste Zuwanderung nach Rheinland-Pfalz seit Beginn der Aufzeichnung verzeichnet, als viele Schutz suchende Ukrainerinnen und Ukrainer ins Land kamen.

Im Jahr 2023 brachte eine in Neustadt lebende Frau in ihrem Leben durchschnittlich 1,39 Kinder zur Welt. Die Geburtenrate lag damit etwas unter dem Landesdurchschnitt (1,44) aber über dem Durchschnitt der kreisfreien Städte (1,30). Die Gesamtzahl der geborenen Kinder wird auch durch die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter bestimmt. Der Anteil der Frauen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren an allen Frauen lag in der Stadt mit 31 Prozent unter dem Durchschnitt (Rheinland-Pfalz: 33 Prozent; kreisfreie Städte: 38 Prozent).

Insgesamt erblickten 2023 in Neustadt 413 Kinder das Licht der Welt. Bezogen auf 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner sind dies 7,8 Lebendgeborene, das ist der niedrigste Wert der kreisfreien Städte (Rheinland-Pfalz: 8,4; kreisfreie Städte: 9,0). Das Geburtendefizit von 6,8 Personen je 1.000 Einwohnerinnen bzw. Einwohnern ist höher als im Durchschnitt der kreisfreien Städte (–2,6) und im Land insgesamt (–4,1). Der Saldo der natürlichen Bevölkerungsbewegungen in Neustadt war in den vergangenen zehn Jahren durchgehend negativ, konnte aber – mit Ausnahme des Jahres 2018 – durch den positiven Wanderungssaldo ausgeglichen werden.

Demografischer Wandel schreitet voran

Bevölkerung 2023 nach Altersgruppen

Anteil in %

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Die Alterung der Gesellschaft ist in Neustadt an der Weinstraße bereits weiter fortgeschritten als in Rheinland-Pfalz insgesamt. Der Anteil der 65-Jährigen und Älteren ist in der Stadt mit 25,6 Prozent überdurchschnittlich hoch (kreisfreie Städte: 20,7 Prozent; Rheinland-Pfalz: 22,9 Prozent). Die 20- bis 65-Jährigen sind dagegen mit 56,1 Prozent nur unterdurchschnittlich vertreten (kreisfreie Städte: 61,2 Prozent; Rheinland-Pfalz: 58,5 Prozent). Der Anteil der jüngeren Bevölkerung unter 20 Jahren entspricht mit 18,4 Prozent etwa dem Durchschnitt (kreisfreie Städte: 18,1 Prozent; Rheinland-Pfalz: 18,6 Prozent). Gemessen am Medianalter verzeichnet Neustadt unter den kreisfreien Städten zusammen mit Pirmasens die älteste Bevölkerung: Die Hälfte der Neustädterinnen und Neustädter ist älter als 48 Jahre. Das Medianalter der kreisfreien Städte liegt durchschnittlich bei 42 Jahren, im Landesmittel bei 46 Jahren.

Der Jugendquotient setzt die unter 20-Jährigen ins Verhältnis zu den Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 65 Jahren. Er gilt als Anhaltspunkt für die Aufwendungen der Gesellschaft für Erziehung und Bildung der Kinder und Jugendlichen. In Neustadt an der Weinstraße kamen 2023 auf 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter 32,8 jüngere Menschen unter 20 Jahren (kreisfreie Städte: 29,6; Rheinland-Pfalz: 31,8). Demgegenüber steht der Altenquotient, der die Bevölkerung im Alter von 65 Jahren und mehr ins Verhältnis zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter setzt. Er dient als Kennzahl zur Beschreibung von Aufwendungen für Transfers und Infrastruktureinrichtungen für ältere Menschen, die im Wesentlichen durch die erwerbsfähige Bevölkerung finanziert werden müssen. Hier weist Neustadt mit 45,6 den höchsten Wert aller kreisfreien Städte (Durchschnitt: 33,8) und den zweithöchsten Wert im Land (Durchschnitt: 39,1) auf. Aus der Summe von Jugend- und Altenquotient ergibt sich der sogenannte Gesamtlastquotient, der das quantitative Verhältnis der Bevölkerung im erwerbsfähigen und nichterwerbsfähigen Alter anzeigt. Für Neustadt ergibt sich hier mit 78,4 der höchste Wert aller 36 kreisfreien Städte und Landkreise (Rheinland-Pfalz: 70,9; kreisfreie Städte: 63,4).

Moderates Wirtschaftswachstum

Die Summe der in Neustadt produzierten Waren und Dienstleistungen betrug 2022 nominal 1,83 Milliarden Euro. Das waren 1,1 Prozent des gesamten rheinland-pfälzischen Bruttoinlandsprodukts. Damit erbrachte Neustadt, ebenso wie die Städte Pirmasens, Zweibrücken und Frankenthal sowie die eher ländlich geprägten Landkreise Kusel und Südwestpfalz einen vergleichsweise geringen Beitrag zur Wirtschaftsleistung des Landes (zwischen 0,8 und 1,1 Prozent). Das Bruttoinlandsprodukt umfasst den Wert aller in einem abgegrenzten Wirtschaftsgebiet produzierten Waren und Dienstleistungen abzüglich der bei der Produktion verbrauchten Güter. Es ist in erster Linie ein Maß für die Produktionsaktivitäten in einer bestimmten Region und kein Maß für die Wohlfahrt.

Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen

Messzahl: 2012=100

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Gegenüber 2012 erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt in Neustadt um 28,5 Prozent während es im Durchschnitt der kreisfreien Städte um 45 Prozent und im Landesmittel um 42,5 Prozent zulegte. Bis 2019 verlief die Entwicklung in der Stadt durchschnittlich. Nach dem pandemiebedingten Rückgang der Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 stieg das Bruttoinlandsprodukt im Folgejahr in allen Verwaltungsbezirken. Das nominale Wachstum in Rheinland-Pfalz lag bei 12,5 Prozent. In den kreisfreien Städten fiel das Plus mit 22 Prozent deutlich stärker aus als in den Landkreisen (+5,8 Prozent). Der kräftige Anstieg bezogen auf die Städte ist dabei aber zu einem beträchtlichen Teil auf einzelne Branchen in Mainz zurückzuführen. Sie profitierten von der Entwicklung und Produktion eines Coronaimpfstoffs. In Neustadt war das Wachstum 2021 mit +3,7 Prozent vergleichsweise moderat, sodass die Entwicklung der Stadt hinter dem rheinland-pfälzischem Wachstum zurückblieb. Im Jahr 2022 stieg das nominale Bruttoinlandsprodukt in Neustadt um 5,4 Prozent. Damit lag der Zuwachs etwas unter dem rheinland-pfälzischen Durchschnitt (+5,7 Prozent) aber höher als in den kreisfreien Städten (+2,2 Prozent).

Niedrige Arbeitsproduktivität

Im Jahr 2022 erbrachte jede bzw. jeder in Neustadt arbeitende Erwerbstätige ein Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 66.690 Euro. Dies entspricht lediglich 80 Prozent der durchschnittlichen Arbeitsproduktivität in Rheinland-Pfalz (83.780 Euro) und ist der zweitniedrigste Wert aller Verwaltungsbezirke, nur in Pirmasens ist der Pro-Kopf-Wert geringer. Zehn Jahre zuvor hatte Neustadt noch 84 Prozent der landesdurchschnittlichen Produktivität erreicht. Die Arbeitsproduktivität dient dazu, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Verwaltungsbezirke vergleichen zu können. Das häufig verwendete Bruttoinlandsprodukt je Einwohnerin bzw. Einwohner hat den Nachteil, dass das Bruttoinlandsprodukt am Arbeitsort, die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner jedoch am Wohnort ermittelt wird. Erwerbstätige pendeln aber oft zwischen ihrem Wohnort und ihrem Arbeitsort über Kreis- und Landesgrenzen. Als Bezugsgröße für die Wertschöpfung eignen sich deshalb besser die Zahl der Erwerbstätigen bzw. die geleisteten Arbeitsstunden der Erwerbstätigen. Beide Indikatoren werden ebenso wie das Bruttoinlandsprodukt nach dem Arbeitsort-Prinzip berechnet.

Arbeitsproduktivität 2022

Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen in EUR

© Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Die unterdurchschnittliche Arbeitsproduktivität von Neustadt liegt auch in der Wirtschaftsstruktur begründet, die deutlich von der des Landes abweicht: Im Jahr 2023 wurden in Neustadt 83 Prozent der Wertschöpfung in den Dienstleistungsbereichen erwirtschaftet und nur 15 Prozent im Produzierenden Gewerbe. Durchschnittlich lag der Anteil des tertiären Sektors in den Städten bei 70 Prozent, in Rheinland-Pfalz insgesamt bei 66 Prozent. Die Arbeitsproduktivität im Produzierenden Gewerbe ist höher als in den Dienstleistungsbereichen: Technologischer Fortschritt, eine höhere Kapitalintensität und strukturelle Unterschiede in der Beschäftigtenstruktur erhöhen die Arbeitsproduktivität im Produzierenden Gewerbe. 

Der Anteil der Teilzeit- und geringfügig Beschäftigten ist in den Dienstleistungsbereichen deutlich höher, wodurch die Arbeitsproduktivität – als Quotient aus Bruttoinlandsprodukt und Erwerbstätigen – tendenziell niedriger ausfällt. Um den Umfang der erbrachten Arbeit zu berücksichtigen, wird als Maßstab für die Produktivität die Wirtschaftsleistung je geleisteter Arbeitsstunde berechnet. Auch bei diesem Indikator liegt Neustadt mit 51,02 Euro deutlich unter dem Durchschnitt der Städte (70,23 Euro) und dem Landeswert (63,03 Euro).